Gesellschaft und Verantwortung
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind die wichtigsten Faktoren des Klimawandels und verfügen daher über die entscheidenden Stellschrauben für den Kampf gegen die Katastrophe.
Auf alle drei können und wollen wir Einfluss nehmen:
„Eine neue Verantwortungsethik und ein Umdenken bezüglich des Wachstums, der Lebensformen und des Konsums sind erforderlich.“
Gerd Müller, Umdenken, 2020
Warum reagieren große Teile unserer Gesellschaft kaum auf die Bedrohung der Klimakrise?
Trotz umfassender, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierender Klimaberichterstattung und großer engagierter Protestaktionen von Fridays for Future und vielen anderen, die uns die Dringlichkeit der Krise vor Augen führen, leben die meisten Menschen ihr Leben und ihren Alltag offenbar unbeeindruckt wie bisher.
Warum also sollten wir uns denn auch noch mit der Klimakrise befassen?
Weil sie eine existenzielle Bedrohung darstellt, die buchstäblich alle anderen berechtigten Sorgen und Nöte in den Schatten stellen wird,
wenn wir nicht massiv gegensteuern.
Alarmismus ?
Nein, Realismus, leider !
Denn die Klimakrise kommt mittlerweile auch bei uns spürbar an. Die Abstände von – mittlerweile tödlichen – Wetterkatastrophen werden auch in Europa kleiner. Die Ahrtal-Flut im Sommer 2021 sollte eigentlich aufgezeigt haben, welch drastische Veränderungen uns die Klimakrise noch abverlangen wird.
Gesellschaftlich gehen die Entwicklungen in gegensätzliche Richtungen. Während der SUV-Boom anhält und manche als „Influencer“ ihre Primark-Ramscheinkäufe auf YouTube und TikTok präsentieren, gibt es gleichzeitig auch ausgesprochen erfreuliche Entwicklungen. So nimmt die Zahl der Menschen, die sich klimabewusst vegetarisch oder vegan ernähren, kontinuierlich zu, viele junge Menschen entscheiden sich für ein Leben ohne Führerschein und Auto und natürlich gibt es die breite Klima-Protestbewegungen von Fridays for Future, die bei vielen Menschen eine Bewusstseinsänderung bewirkt hat.
Dennoch: Für den Lebensstil, den wir zurzeit in Deutschland führen, bräuchten wir eigentlich etwa drei Erden. Darf uns das egal sein? Dann müssten wir also stillschweigend davon ausgehen, dass anderswo der Lebensstil wesentlich bescheidener sein muss. Gerecht ist das nicht! Wir brauchen also weitgehende Veränderungen unserer Lebensweise.
Leider ist in weiten Teilen der Gesellschaft eine Verhaltensänderung (noch) nicht zu erkennen. Die Gründe dafür sind zahlreich: Verdrängung, Rechtfertigungen, Empörung (über die anderen!), Angst vor Veränderungen, Gefühle der Ohnmacht und die Gewöhnung an eine „Normalität“, die nicht normal sein sollte.
„Wenn wir den Rückbau überzogener Ansprüche nicht selbst vornehmen, werden schicksalhafte Umstände den Job übernehmen – aber nicht mit Samthandschuhen.“
Nico Paech,
Befreiung vom Überfluss, 2016
Unser Ansatz,
unser Beitrag
Die Reaktion der Verdrängung einer Gefahr, die zeitlich wie räumlich als fern wahrgenommen wird, ist menschlich verständlich, aber angesichts einer drohenden Klimakatastrophe fatal. Unsere Kinder und Enkel werden zu Recht fragen: „Ihr habt es doch gewusst, wie konntet Ihr das verantworten?“
Wir betreiben klimafreundliche Kommunikation, um aufzuklären und zu sensibilisieren.
Der Gedanke, dass die eigene Lebensweise verheerende Folgen für Klima, Umwelt und andere Menschen hat, ist kein einfacher – und sehr herausfordernd. Da ist Verdrängung schon der bequemere Weg.
Der eigenen Verantwortung für unser Handeln begegnen wir Menschen gar zu schnell mit Rechtfertigungs-Reflexen. Rechtfertigungen für unser Verhalten fallen uns spontan ein: „Die anderen machen es doch auch“, „sooo schlimm ist mein Verhalten doch gar nicht“, „Was bringt es dem Klima, wenn ich kein Fleisch mehr esse?“ u. v. a. m., doch solche Ausreden sind angesichts einer drohenden Menschheits-Katastrophe gar zu billig.
Keine Ausreden mehr, – wir wollen Verantwortung übernehmen!
Die einfachste und bequemste Rechtfertigung ist die lautstarke Empörung über die anderen, die es noch schlimmer treiben. Empörung hilft dabei, sich „gut“ zu fühlen, man steht auf der richtigen Seite und empfindet daher nicht mehr die Notwendigkeit, sich selbst zu reflektieren.
Lasst uns unseren Modus der Dauer-Empörung beenden! Lasst uns unseren Ärger über politische Missstände und Ungerechtigkeiten in Engagement und politisches Handeln kanalisieren.
Selbstkritik und Engagement statt „man-müsste-mal-Stammtisch-Empörung“
Die Angst vor Veränderung ist groß, doch die Angst vor dem Verlust der Pendlerpauschale oder vor steigenden Benzinpreisen scheint größer zu sein als die Angst vor der Klimakatastrophe.
Aber: Veränderungen passieren, so oder so! Denn der ungebremste Klimawandel wird unsere Freiheit einschränken und uns viel heftigere Veränderung aufzwingen, als die Veränderungen, die wir freiwillig auf uns nehmen sollten, um die Katastrophe zu vermeiden oder zu lindern.
Veränderungen, die wir bewusst vollziehen, sind ein Akt der Freiheit!
Unsere Wohlstands-Gesellschaft hat sich längst an eine „Normalität“ gewöhnt, die nicht normal sein dürfte. Wir müssen beginnen, unsere Gewohnheiten zu hinterfragen.
Eine moderne Unkultur des „must have“ hat uns an einen Luxus gewöhnt, der u. a. durch extreme CO2-Emissionen, durch Abholzung der Regenwälder und durch moderne Sklavenarbeit z.B. bei der Produktion unserer Kleidung und Nahrungsmittel in Billig-Lohn-Ländern erkauft wird. Die sofortige Bedürfnisbefriedigung, beschleunigt durch Digitalisierung und Globalisierung – vom Reiz zur Bestellung sind es nur wenige Klicks – bewirkt zwar nicht mehr Glück, aber sehr viel mehr Müll, Ressourcenverschwendung und klimaschädlichen Energieaufwand.
Dabei wird zu leicht vergessen, dass es kein Menschenrecht ist, mit 180 über die Autobahn zu brettern, Billigklamotten aus Fernost zu beziehen oder auf die Malediven zu fliegen – bevor diese im Meer versinken.
Unsere Vision ist es, gemeinsam mit vielen anderen Klimaschutz-Initiativen einen sozialen Kipp-Punkt zu erreichen, ab dem das klimagerechte Leben nicht mehr die Ausnahme, sondern das neue Normal sein wird!
Klimagerecht Leben – das neue NORMAL.
Ein besseres Leben ist möglich!
Einer Oxfam-Studie zufolge bleiben die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 weit unter der angestrebten 1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung.
Die reichsten zehn Prozent überschreiten 2030 den Wert aber voraussichtlich um das Neunfache, das reichste Prozent sogar um das 30-fache.
Wir sollten uns also nicht nur über das superreiche eine Prozent aufregen, sondern uns fragen, ob wir nicht selbst zu den reichsten 10 % gehören!
Denn dann wir können dazu beitragen, die ungerechten Zustände durch unser Handeln zu fairändern.