Wirtschaft + Fairness

Politik,  Wirtschaft  und  Gesellschaft  sind  die  wichtigsten  Faktoren  des  Klimawandels  und  verfügen  daher  über  die  entscheidenden  Stellschrauben  für  den  Kampf  gegen  die  Katastrophe.
Auf  alle  drei  können  und  wollen  wir  Einfluss  nehmen:

„Wir leben nicht über unsere Verhältnisse.
Wir leben über die Verhältnisse der anderen.“

Stephan Lessenich, Neben uns die Sintflut, 2020

Die Klimakatastrophe ist der bedrohlichste Aspekt einer unfairen Globalisierung.
Wir sollten die Klimakrise in diesem Gesamtkontext sehen und verstehen. Nutzen und Kosten unseres westlichen Wohlstands sind global extrem ungleich verteilt.

„Globalisierung bezeichnet den erklärten Willen der Wirtschaftsliberalen, den gesamten Planeten als deregulierte Handelsdomäne zu organisieren, um den Warentausch von jeder Rücksichtnahme auf soziale, landesspezifische oder ethische Normen zu befreien. Globalisierung ist der hegemoniale Wille des Handels, alles und jedes zu vereinnahmen.“

François Dufour, Die Welt ist keine Ware  2001

Die Klimakrise verschärft soziale Verwerfungen und Ungerechtigkeiten in der Welt, deren Grundlagen im Wirtschaftsliberalismus der letzten 50 Jahre liegen. Unmenschliche Arbeits- und Lebensbedingungen sowie Armut und Hunger sind oft das Ergebnis ungerechter Handelsabkommen und Handelspraktiken.

Alles ist zu einer Ware geworden, auch der Mensch.

Die Wirtschaftsunternehmen selbst setzen kaum auf eine freiwillige Selbst-Beschränkung. Meere und Landschaften werden durch Gifte und Plastik verschmutzt, Wasser verunreinigt, Wälder abgeholzt und Menschenrechte missachtet. Diese Praktiken werden toleriert, auch wenn Sie die Lebensgrundlage von Tausenden Menschen zerstören.

Aber:

Die globalisierte Märkte funktionieren nur, weil die „Verbraucher“ – das sind wir! – die Zusammenhänge und die Folgen ihres Konsums verdrängen.

Unser Wohlstand hat immense klimatische Folgen durch unseren exorbitanten Energieverbrauch mit Auswirkungen in besonders drastischer Weise in den armen Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas.

Dabei ist die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung für nur rund 10 Prozent der globalen CO2 -Emissionen verantwortlich.

Es ist dringend erforderlich, dass wir uns genauso über die Folgen unseres Konsums bewusst werden, die über die Klimakatastrophe hinausgehen. Insbesondere der unreflektierte Konsum von Kleidung, Nahrung und Elektronik verursacht in Ländern des globalen Südens direkte Schäden in der Umwelt, ist für katastrophale Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich und führt zu lebensbedrohlichen oder tödlichen Folgen bei Menschen und Tieren.

Deshalb geht Klimagerechtigkeit nicht ohne Fairness
in allen Bereichen unseres Konsums.

„Fairness bezeichnet ein ehrliches, vernünftiges und anständiges Verhalten, das von Gleichbehandlung und Unparteilichkeit gegenüber anderen und dem Befolgen von gerechten Regeln gekennzeichnet ist.“

„Hungerlöhne in Textilfabriken, Zwangsarbeit in Minen und Steinbrüchen, Kinderarbeit auf Baumwollfeldern, Bananen- oder Kakaoplantagen. Über 70 Millionen Kinder arbeiten unter ausbeuterischen Bedingungen. Und wir? Wir leben weit weg davon. Wir tun so, als ob wir von alledem nichts wüssten und es uns nichts anginge. Zugleich profitieren wir von dieser Ausbeutung von Mensch und Natur. Unser Wohlstand und viele Produkte des täglichen Konsums und Lebens bauen auf der Ausbeutung des Menschen und der Natur in entfernten Ländern auf.“

Gerd Müller,  Umdenken, 2020, S. 149

Unser  Ansatz, unser  Beitrag

Wir wollen nicht nur Konsument*innen sein, sondern Gestalter*innen.

Die gute Nachricht lautet: Wir müssen uns nicht an den unfairen und ausbeuterischen Praktiken der rücksichtslos agierenden Unternehmen beteiligen. Es gibt faire Alternativen.

Fair-Trade z. B. bei Nahrung, Kleidung, Elektronik

Achtsamer und ressourcenschonender Umgang in unserem Konsumverhalten (Second-Hand-Läden, Repair-Cafés etc.)

Konsumverzicht

Wenn Politik und Wirtschaft in uns Bürger*innen in erster Linie „Verbraucher“ sehen, dann ist Konsumverweigerung eine politische Handlung und das deutlichste Signal an unser Wirtschaftssystem:

„Wir (ver-)brauchen kein überflüssiges Zeug mehr, das Ressourcen verschwendet, Umwelt und Klima zerstört und Menschenrechte verletzt!“

Und wir fordern von Politik und Wirtschaft ein strenges Lieferkettengesetz, das wirksam jede Form der Ausbeutung von Mensch und Umwelt verbietet.

Diese Forderung unterstreichen mir mit unserer „Marktmacht“:
Jeder Einkaufszettel ist ein Wahlzettel, jeder Nicht-Kauf ist ein Statement gegen Ressourcenverschwendung und Ausbeutung.

„Es ist an jedem Einzelnen von uns, dafür zu sorgen, dass in Zukunft der gute, der ethische Konsum das ultimative Statussymbol sein wird.“

Gerd Müller,  Umdenken, 2020, S. 149

Jeder  Einkauf  ist  eine  politische Entscheidung,
– eine  Wahl – Entscheidung!

Wir  haben  die  Wahl.