Worum es geht

oder: Die Frage nach dem guten Leben

von TABEA SCHÜNEMANN

Diesen Sommer wurde die Initiative klimagerecht Leben zwei Jahre alt!
Dies war ein Tag des Rückblicks, des Staunens und Sich-Freuens über das, was bisher geschah. Ich bin fast seit Anfang an dabei und immer wieder dankbar dafür, dass wir uns so „gefunden“ haben.
Das Kennenlernen von Roland und der Initiative bedeutet mir sehr viel, da es mich auch persönlich sehr bereichert, Teil davon zu sein.
Ich bin dadurch neu ins Nachdenken und Handeln gekommen und immer wieder sehr inspiriert von meinen Mitstreiter*innen!
Danke an euch für euer ganzes Engagement!!!
Das Schreiben im Blog bringt mich dazu, meine Gedanken auch wirklich aufs Papier zu bringen und zu Ende zu denken.
Bei gemeinsamen Aktionen oder Planungstreffen mache ich immer wieder die schöne Erfahrung, gemeinsam an dem zu arbeiten, wofür mein Herz schlägt.
Wir sind miteinander verbunden, von Bergisch-Gladbach bis Heidelberg und darüber hinaus.
In den Klimatalks fühle ich diese Verbundenheit von klimabewegten Menschen sehr stark, ich spüre: Ich bin nicht allein und:
Ich kann was bewegen, ich kann Menschen zusammenbringen;
wir ermutigen uns gegenseitig und fordern uns heraus. 

 

Das Unterschreiben des Vertrags hat mich persönlich dazu bewegt, dem Thema Klimagerechtigkeit wieder mehr konsequent Gewicht in meinem Leben zu geben (auch wenn das nicht heißt, dass ich immer alles richtig mache, darum geht’s auch nicht).
Es lässt mich mich selbst als politisches Wesen begreifen, das sich in seiner Individualität in Gesellschaft und Politik einbringen kann und sollte. 

 

Damit sind wir bei dem, was mich an der Initiative klimagerecht Leben am meisten berührt und bewegt: 

 

Sie stellt eine Frage, die – einmal zu Ende gedacht – in ihrer transformatorischen, weltbewegenden, alles-auf-den-Kopf-stellenden Kraft nicht zu unterschätzen ist.

 

Die Frage:
Wie wollen wir eigentlich leben?

 

Wir stellen diese Frage an das persönliche Leben, an jede*n einzelne*n von uns durch den „Vertrag mit Dir selbst“.
Dieser ist schriftlicher und öffentlicher Ausdruck davon, dass mir und dir Klimagerechtigkeit so wichtig ist, dass es im eigenen Leben sichtbar werden soll. Als Ideal, natürlich. Es geht schließlich um eine Vision eines guten Lebens.
Wir glauben, dass dieses gute Leben ein gutes Leben für alle bedeutet.
Ein Leben, das Reichtum nicht an Geld misst, sondern an der Fähigkeit, Mensch zu sein. 

 

Da wir nicht nur als Individuen aneinander vorbeileben und als Einzelne nicht alles ändern können, stellen wir diese Frage auch an uns als Gesellschaft.

 

Dazu gehört die Frage, wer dieses Wir überhaupt sein soll und wen wir meinen, wenn wir das sagen.
Wir Deutschen? Wohl kaum.
Wir Menschen? Ja.
Wir verstehen unsere Welt als unser Zuhause, in dem alles mit allen verbunden ist.
Diese Verhältnisse sind aber noch sehr im Ungleichgewicht anhand verschiedener Kategorien. 

 

Die Klimagerechtigkeitsbewegung ist in meinen Augen so großartig, weil sie ganz praktisch und konkret von einer Welt träumt, in der es dieses Ungleichgewicht nicht mehr gibt. Weil die Trennlinien Quatsch sind und nur der Machterhaltung und Bereicherung einiger Weniger dienen.
Dass ich selbst in vielerlei Hinsicht auch dazu gehöre, macht Selbstkritik, Zuhören und Teilen notwendig. 

 

Sobald wir erkennen, dass das Ungleichgewicht zwischen beispielsweise Geschlechtern usw. kein Naturgesetz ist, sehen wir, dass es deswegen auch veränderbar ist! Oder wie FFF ruft: „Another world is possible!“

 

Der Ansatz der Initiative ist: Wir leben das „einfach“ schonmal.
Dabei kommen wir immer wieder an Grenzen.
Deswegen ist es wichtig, diese andere Welt auch von denjenigen lautstark zu fordern, die an den Hebeln der Macht sitzen und zu nerven, nerven, nerven, bis wir gehört werden. 

 

Fordern, was wir leben und leben, was wir fordern.
Das ist der Grundsatz und beides kann nicht gegeneinander ausgespielt werden. 

 

Ich finde es unglaublich mutig, weil ich weiß, wie anstrengend es sein kann und wie groß die Widerstände sind.
Es geht um tiefe, grundlegende Strukturen, die aufgebrochen werden sollen. Das Patriarchat zum Beispiel. Oder koloniale Strukturen. Oder ein Wirtschaftssystem, das Profit über Menschen stellt.
Aber der Gedanke ist:
Kleine Schritte feiern und große Schritte gehen. 

 

Damit sind wir Teil einer globalen Bewegung, die nicht Geringeres möchte als eine Transformation der Welt. In jederlei Hinsicht.
Nicht nur, weil die Klimakrise wirklich unsere Lebensgrundlage bedroht und wir die Verantwortung dafür tragen. Sondern weil wir auf dem Weg der Frage nach dem guten Leben so viel gewinnen können.
Die Bewegung sagt: Wir gehen dann schonmal vor, ja? Ihr könnt dann einfach hinterherkommen.

 

Was kann es Schöneres, Bedeutsameres geben, als Teil davon zu sein? 

 

 

Tabea Schünemann

 

 

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