Tagebuch eines Lobbyisten
von Tabea Schünemann
Liebes Tagebuch,
heute ist endlich die schönste Zeit des Jahres für uns angebrochen – die Weltklimakonferenz.
Zusammen mit meinen, ich glaub 1772 Kollegen (selbst wenn ich gendern würde, wäre es hier einfach nicht passend, haha) sind wir wie jedes Jahr in einen Ölstaat geflogen. In Baku war ich erst ein paar Mal, schon nett, aber echt warm noch.
Es ist eine super anstrengende Zeit, wie immer, denn das Überleben steht auf dem Spiel. Also das Überleben der Firma, klar. So viel Energiewende macht meinem Chef echt Angst. Und dann nerven auch ständig irgendwelche Klimakleber, ich kleb euch gleich eine, haha.
Zum Glück kriegen die jetzt nicht mehr so viel Platz auf der COP, dem Himmel sei Dank. Ein bisschen ein mulmiges Gefühl hab ich ja schon wegen Aserbaidschan und Menschenrechten und so. Aber ich mach hier ja auch nur meinen Job.
Heute liefs schon ganz gut, die Gespräche waren erfolgreich, mittlerweile hab ichs drauf, hat auch der Jens gemeint. Diesmal konnten wir leider nicht mit der EU-Delegation mit wie letztes Jahr, aber die Kollegen aus Italien haben sogar mit so einem aserbaidschanischen Konzern nen Deal rausgehauen, so geil die Jungs! Unser Pavillon war heute auch schon gut besucht. Fühlt sich an wie ne Messe in Frankfurt, ich vergess manchmal, dass das ne Klimakonferenz ist.
Naja, jetzt aber pennen gehen, morgen gehts erst richtig los. Letzte Nacht hatte ich einen Albtraum – die Länder haben sich auf nen Ausstieg aus allen fossilen Energien geeinigt – oh Gott!
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