Der neue IPCC-Bericht vom 20.03.2023          

Die Lage ist alarmierend

13.06.23 | Aktuelle Themen

von Simon Käsbach

Wie Du vielleicht aus den Medien erfahren hast, wurde am 20.03.2023 der neuste Synthesebericht des Weltklimarates (IPCC) veröffentlicht.
Das ist jetzt zwar schon etwas her, aber trotzdem brandaktuell, weil es hier um entscheidende Dinge für unser Überleben in der Zukunft geht.
Der Bericht ist eine Zusammenfassung der letzten sechs Berichte des IPCC. Er gibt den neusten Stand der Klimaforschung wieder und soll als Grundlage für politische Klimaschutzmaßnahmen dienen, die dringender denn je sind, um die Klimakatastrophe noch abzuwenden. 

Zum IPCC:

Im Zuge der kontroversen Diskussion um den Klimawandel, angefeuert durch systematische Fehlinformationskampagnen der fossilen Energiewirtschaft, wurde, um Klarheit zu schaffen, 1988 das IPCC gegründet.

„Die Aufgabe des IPCC ist es, in einer umfassenden, objektiven und transparenten Weise das Wissen zum Klimawandel zusammenzufassen, das in den tausenden in der Fachliteratur verstreut publizierten Studien zu finden ist. Das IPCC baut dabei auf die Mitarbeit von Hunderten von Wissenschaftlern aus aller Welt, die nach ihrer fachlichen Expertise ausgesucht werden und die diese Arbeit unentgeltlich zusätzlich zu ihren beruflichen Pflichten übernehmen.“

aus „Der Klimawandel“ von Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber

2007 erhielt das IPCC den Friedensnobelpreis!

Die Arbeit des IPCC ist also in höchstem Maße wissenschaftlich. Abweichende Meinungen und Erkenntnisse werden immer wieder überprüft und neu bewertet. Dabei ist das IPCC alles andere als ein Panikmacher – im Gegenteil: Die Prognosen des IPCC haben sich leider allzu oft als zu optimistisch erwiesen.

Es ist wichtig, dass wir über die aktuelle Lage Bescheid wissen und den Inhalt des Berichtes verstehen, denn er betrifft uns letztendlich alle.

 

Daher haben wir hier die wichtigsten Eckdaten des Berichts im Überblick zusammengefasst:

  • Die globale Durchschnittstemperatur hat sich durch unsere Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bereits um über 1,1 °C erwärmt
  • Knapp 50% der Weltbevölkerung lebt in Regionen, die akut von der Klimakrise betroffen und bedroht sind.
  • Das angestrebte 1,5°-Limit des Pariser Klimaabkommens könnte, wenn die Emissionen nicht drastisch sinken, schon zwischen 2030 und 2035 gerissen werden.
  • Der Bericht sagt klar, dass das 1,5°-Grad-Ziel nicht überschritten werden darf, da sonst unumkehrbare Kipppunkte überschritten werden, die katastrophale Folgen hätten.
  • Die Erwärmung bei einem „Weiter so“-Szenario läge bei
    • 3,2°C bis 2050.
    • 4°C bis 2100, das würde bedeuten, dass 80 % der heute bewohnten Erdoberfläche unbewohnbar würden. 
  • Die Erwärmung bei Einhaltung aller jetzigen internationalen Klimaschutzzusagen läge im Jahr 2050 bei ca. 2,5°C. Gefährliche Kipppunkte wären dabei längst überschritten.
  • Extreme Hitzeereignisse werden bei zunehmender Erderwärmung wesentlich häufiger auftreten und viele Opfer fordern.

  • Der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt sich seit den 90er-Jahren deutlich und liegt nun bei 3,7 mm pro Jahr.

    (Quelle: IPCC)

Ganz schön besorgniserregend, oder? 

Wenn Dir solche Aussichten Angst machen, dann bist du damit nicht allein.
Wie zu erwarten war, ist das Ganze extrem alarmierend. Das ist ja auch eigentlich nichts Neues.
Die Wissenschaft warnt seit Jahrzehnten vor den dramatischen Folgen der Klimakrise und trotzdem wird das Thema in Politik und Gesellschaft nur als ein Nebenthema betrachtet. Das ist es aber nicht, denn es ist existenziell für uns alle und wird dennoch nicht einmal wirklich als Krise behandelt. Die Mehrheit unserer Gesellschaft tut immer noch so, als wäre das alles gar nicht schlimm und wir könnten einfach so weiter machen wie bisher. 

Nein! Das dürfen wir auf gar keinen Fall.
Wir sollten diesen Bericht unbedingt als letzte Warnung verstehen und jetzt sofort anfangen zu handeln.
Denn die Zeit läuft uns davon!
Aber die Regierungen haben scheinbar immer noch nicht wirklich verstanden, dass wir keine Zeit mehr verlieren dürfen. Stattdessen wird lieber weiter in Autobahnen oder in riesige LNG- Terminals bei Rügen investiert. 

Dies, obwohl die Klimakrise für Menschen im Globalen Süden bereits Alltag ist und sie täglich um ihr Überleben kämpfen müssen. Ein Beispiel dafür ist Kenia, wo aktuell die schlimmste Dürre seit 40 Jahren herrscht. Doch darüber berichten die Medien leider viel zu wenig. 

Ein weiteres Beispiel ist der Anstieg des Meeresspiegels. Es klingt erst einmal nicht nach viel, wenn man hört, dass es bislang nur um ein paar Zentimeter geht. Doch allein dadurch sind Küstenregionen akut bedroht, ganze Städte drohen zu versinken, Reisanbaugebiete in Asien versalzen und die Lebensräume von Milliarden Menschen werden zu Gefahrenzonen. Rund 680 Millionen Menschen leben unmittelbar in Küstenregionen und etwa die Hälfte aller Menschen weltweit lebt weniger als 100 Kilometer von einer Küste entfernt.

Noch leben wir vor allem auf Kosten der Menschen im Globalen Süden. Wir erleben die Katastrophe aber auch immer mehr hier in Europa. Letztes Jahr war ein Jahr der Waldbrände und der Dürre. Und auch dieses Jahr startet mit vielen dramatischen Vorboten der Klimakatastrophe. In Spanien herrscht eine massive Dürre und der Gardasee ist so wenig gefüllt wie noch nie. 

Um es nochmal zu veranschaulichen:

Bereits jetzt sind schon etwa 50% der gesamten Weltbevölkerung von der Klimakatastrophe bedroht. Also jeder zweite Mensch.

Trotzdem handelt die Politik immer noch viel zu halbherzig. Einigen Politiker*innen ist ihre Verantwortung gegenüber der Zukunft der Menschen und vor allem künftigen Generationen scheinbar nicht bewusst. Das muss aufhören, denn sonst können wir diese Krise nicht lösen. 

Es liegt an uns!

Wir als Zivilgesellschaft müssen jetzt gemeinsam den öffentlichen Druck auf die Entscheidungsträger*innen erhöhen, damit endlich verantwortungsvoll gehandelt wird.
Denn es steht im Grundgesetz, Artikel 20a, dass der Staat die Lebensgrundlagen von Menschen und Tieren schützen muss. Das passiert aber aktuell noch nicht und das können wir doch nicht akzeptieren, wie ich finde.

Um das Schlimmste der Katastrophe noch zu verhindern, müssen die Emissionen drastisch sinken.

Es kann nicht sein, dass weiterhin Menschenleben und unsere Zukunft aufs Spiel gesetzt und lieber Profite auf Kosten der Allgemeinheit gemacht werden. 

Noch lohnt es sich zu kämpfen. Denn noch haben wir die Chance, das Schlimmste zu verhindern. Wenn wir aber erst einmal Kipppunkte überschritten haben, geraten wir ungebremst in die Klimakatastrophe und können den Prozess nicht mehr aufhalten. 

Es lohnt sich also gerade jetzt, noch etwas zu tun, und wir haben diese einmalige Möglichkeit.
Wir haben außerdem das Glück, dass wir in einer Demokratie leben und daher unsere Meinung laut äußern dürfen. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten etwas zu tun. Dieses Privileg sollten wir wirklich nutzen. 

Wir haben eine große Verantwortung gegenüber unserer Zukunft, dem Leben der Menschen im Globalen Süden und der jungen Generation. Die nächsten Jahre sind sehr entscheidend. Jede unserer Handlungen heute hat Einfluss auf die Welt von morgen.

Also lasst uns jetzt beginnen und nicht länger zusehen, wie unsere Zukunft zerstört wird.

Hilf mit und bring dich ein, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten.

Wie Du Dich einbringen kannst:

  • Geh demonstrieren.

  • Unterschreibe Petitionen.

  • Fordere konsequenten Klimaschutz von Deinen Abgeordneten und weiteren Politiker*innen.
  • Engagiere Dich in Klimaschutz- und Umweltgruppen und Vereinen (z. B. Fridays for future, Greenpeace u. v. a. m.).
  • Komm zur Initiative KlimaGerecht Leben, wir brauchen engagierte Aktivist*innen.

Simon Käsbach

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