
Klima. Gerecht. Leben.
von Tabea Schünemann
Ein persönlicher Einblick.
Die aktuellen (welt)politischen Ereignisse sind mal wieder zum Schreien, Sich-Verkriechen oder Handy-an-die-Wand-Schmeißen. Absolut! Oder auch zum Sich-engagieren☺
Gerade ist wirklich der optimale Zeitpunkt, irgendwie aktiv zu werden. Hilft auch gegen Ohnmachtsgefühle, Angst und Einsamkeit.
Von meiner Erfahrung dazu will ich hier erzählen, also:
Das ist meine Geschichte:
Meine Reise zur Klimagerechtigkeit begann mit Fridaysforfuture, mit klimabewussten Schwestern und anderen inspirierenden Menschen. Weiter gings mit den Themen fast/fair fashion und im Weltladen und führte mich über die Frage nach der Verantwortung von uns Menschen und persönliche Begegnungen im Jahr 2022 zur Initiative KlimaGerechtLeben.
Im Sommer 2024 hat unsere Initiative ihren zweijährigen Geburtstag gefeiert und wir haben stolz und voller Staunen auf diese zwei Jahre zurückgeblickt.
Dann habe ich mich gefragt: Was hat sich seitdem bei mir persönlich verändert?
Anders gesagt: Wie sieht der Weg zu einem klimagerechten Leben aus? „Lohnt sich das?“
Antwort: Definitiv Ja!
Auch wenn es in einer ungerechten Welt unmöglich ist, gerecht zu leben.
Aber: Unser Ansatz ist, zu versuchen, das Unmögliche zu denken. Dann einzufordern. Und zu leben. Klein anfangen, groß denken.
Dafür muss man nicht alles immer 100% leben, um es zu fordern. Du willst nicht vegan leben, weil du zu gerne Käse isst? Okay, dann sei vegan bis auf Käse und fordere trotzdem von deiner Mensa mehr vegane Optionen. Das ist kein Widerspruch. Gerade weil unsere Welt so ungerecht, klimaschädlich funktioniert, braucht es politische Maßnahmen, die diese Strukturen verändern.
Der Punkt ist aber: Der Druck auf die Politik muss dabei von uns, der Zivilgesellschaft, kommen. Solange es Menschen gibt, die an der Zerstörung der Welt verdienen, wird sich von selbst nichts ändern. Weil diese Menschen leider politisch sehr mächtig sind.
Und: Es braucht Vorbilder, Trendsetter, „Pionier*innen des Wandels“, wie der Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinen Thesen zur „Suffizienz“ schreibt. Wie cool, Teil davon zu sein!
So stelle ich im Rückblick auf die letzten Jahre fest: Ich verstehe mich jetzt selbst viel mehr als politisches Wesen. Ich spüre, dass ich, zwar eine, aber immerhin eine, Stimme habe. Wie schön es ist, mit ganz vielen anderen Stimmen zusammen laut zu sein. Ich war sehr lange zurückhaltend, hab mich gefragt: kann ich auf ne Demo gehen, ohne jeden Spruch zu unterstützen? Ist es nicht voll seltsam, einfach Abgeordneten ne Mail zu schreiben?
Stück für Stück hat sich mein politisches Bewusstsein entwickelt und die Reise geht natürlich immer weiter. Aber so beim Innehalten ist es schön zu merken:
Wie selbstverständlich es für mich geworden ist, Petitionen zu unterschreiben, Mails an Politiker*innen zu schicken, am Tag der Klimademokratie mit ihnen ins Gespräch zu kommen, demonstrieren zu gehen, mit anderen darüber zu reden, zu spenden und grundsätzlich zu merken: Ich kann mein Nichteinverstandensein sagen! Demokratie sind wir alle und ich lass mir das nicht nehmen! Das könnte den Rechten so passen!
Engagement in der Klimagerechtigkeitsbewegung hat mich (langsam, aber stetig) interessanterweise weggeführt von einzelnen, mühsamen CO2 Fußabdrucksfragen wie das Tomaten-Dilemma (eingeschweißte Bio-Tomate oder unverpackte nicht-Bio Tomate?) zu größeren Fragen, wie: Wie steht es eigentlich um die Vermögensverteilung in Deutschland? Was ist Klimarassismus? Und: Wo kann ich wirklich etwas bewegen? Die Idee des CO2 Handabdrucks ist dabei sehr wichtig geworden für mich. Sie regt an, über die eigenen Hebel in der Klimawende nachzudenken, um zusätzlich zu persönlichen Konsumentscheidungen vor allem strukturell etwas zu verändern und am sog. sozialen Kipppunkt mitzuwirken.
Ich habe angefangen, bewusstere Entscheidungen zu treffen. Was ich kaufe, wie ich mein Geld, meine Zeit, meine Fähigkeiten einsetzen will, wen ich warum wähle, was ich lese, kurz: Wie ich eigentlich leben will. Wenn das keine echte Freiheit ist, liebe FDP…
Nochmal: Es geht nicht um Perfektion.
Ich kann aber ehrlich davon berichten, dass es sich gut anfühlen kann, sich auf den Weg zur Klimagerechtigkeit zu machen. Vor allem, weil es Verbundenheit schafft mit anderen Menschen. Zusammen auf dem Weg zu sein, ist das Wichtigste, Schönste und Antikapitalistischste, was wir tun können. Mit Eckard von Hirschhausen: „Das, was jeder Einzelne von uns jetzt tun kann, ist, kein Einzelner zu bleiben“.
Nichts ist schöner, als sich verbunden und verstanden zu fühlen, mit Humor, Ehrlichkeit und Mut zur Lücke auf dem Weg zu sein. Klimabewusste Menschen sind oft sehr inspirierende, spannende Menschen, mit denen es guttut, sich zu umgeben. Ein weiterer positiver Effekt☺ Ja, es kann manchmal auch einfach Spaß machen, das, was man kann, für etwas Gutes einzusetzen. Und so so viel zu lernen.
Natürlich ist ein Leben mit dem Wert der Klimagerechtigkeit nicht immer einfach. Ich habe mich schon mit Menschen zerstritten, bin immer wieder an meinen eigenen Ansprüchen gescheitert, bin frustriert von allem und allen, ängstlich oder wütend und wünsche mir oft „selige Unwissenheit“.
Es ist ein ewig langer Weg, mühsam. Resilienz, Ausdauer und Kraft sind gefragt.
Ich weiß auch, dass nicht jede Person gleich viele Ressourcen zur Verfügung hat.
Ich kann für mich selbst, als privilegierte Person, aber sagen, dass ich es als meine Verantwortung empfinde, die mir zur Verfügung stehenden Ressourcen in meinem Rahmen bewusst und voller Selbstfürsorge für ein gutes Leben für alle einzusetzen.
Ich habe auf meiner Reise mit der Initiative viele Momente gehabt, in denen ich dachte: Ich wusste ja gar nicht, dass ich das kann. Dass das geht. Dass man sich klimagerechteres Leben teilweise angewöhnen kann. Sodass es überschwappt auf andere.
Es ist ein großes Gefühl, Teil einer globalen Bewegung zu sein. Nochmal: Nur gemeinsam lässt sich das alles mal aushalten, mal gestalten.
Für mich ist nicht so sehr die Frage, ob das alles letztlich alles rumreißt.
Hoffnung kommt aus dem Handeln, nicht umgekehrt.
Was denkst du zu allem? Lass es mich und uns gerne wissen! Komm mit uns ins Gespräch, bei Klimatalks oder über online – Kanäle.
Du bist wichtiger für die Klimawende, als Du denkst!
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