Spendenaktion SPENDEN STATT VERschwenden

Spendenaktion SPENDEN STATT VERschwenden

Spenden Statt Verschwenden

Hallo alle,
die Welt rückt nach rechts und wir rücken zusammen!
Dem ganzen Gerede um Migration wollen wir Solidarität entgegensetzen!
100 Millionen Geflüchtete weltweit brauchen unsere Unterstützung.
Krisen, Kriege, Klima – wir können uns nicht abschotten, wir können etwas tun!

Wir können weniger Geld im weihnachtlichen Konsum verschwenden und anderswo für ein Mehr sorgen.

Setzt mit uns ein Zeichen für Menschlichkeit und helft mit, das Leben von Menschen auf der Flucht konkret zu verbessern!

Danke!

Lieben Dank für eure Unterstützung.

Wir sammeln grundsätzlich keine Spenden für unsere Initiative, sondern wir rufen auf zu klimagerechten Spenden an anerkannte Hilfsorganisationen.

Spontaner Aktivismus

Spontaner Aktivismus

Spontaner Aktivismus

von Roland Vossebrecker

Neulich sah ich beim Frühstück im ZDF-Morgenmagazin die Ankündigung eines Berichtes über die COP 29 in Baku, Aserbaidschan. Und dort fiel ein Satz, der mich spontan zu dieser Mail an das ZDF bewegte:

Hallo ZDF,

eben fiel im Morgenmagazin dieser Satz als Einleitung zum Bericht über die COP 29:

„Es geht, wenn man den Klimafolgenforschern Glauben schenkt, jetzt wirklich ums Ganze…“

Schlimmer kann man so einen Beitrag kaum mehr einleiten! Und wenn man ihnen keinen Glauben schenkt? Geht es hier um Glauben? Und was ist das für eine Vorlage für die Klimaleugner-Idioten?

Der Satz müsste lauten: „Es geht, wenn man endlich die Ergebnisse der Klimafolgenforschung ernst nehmen würde, längst (!) wirklich ums Ganze…“

Ich fordere Sie dringend auf, Ihrer Verantwortung in ihrer Berichterstattung gerecht zu werden!

Entsetzt,

Roland Vossebrecker

 

Meine Mail teilte ich auch mit allen engagierten Menschen, die ich kenne (im BCC) und erhielt daraufhin viele positive Reaktionen, vor allem auch viele „Ich schreibe denen auch mal…“!

Dann habe ich diese Mail auch auf unserem Mastodon-Channel  geteilt, mit den ZDF-Mail-Adressen und der Bitte, sich auch direkt an das ZDF zu wenden. Das löste eine kleine Lawine aus: Es gab etwa 500 Reaktionen auf den Post! Das ZDF hat an dem Tag eine Menge Post bekommen!

Warum schreibe ich das?

WEIL DU DAS AUCH KANNST!

 

Es ist keine hohe Kunst, sich zu Wort zu melden. Man braucht keine besonderen Fähigkeiten, man muss nicht besonders geschult sein, man braucht keinen Rhetorik-Kurs, um zu protestieren, wenn etwas falsch läuft.

Es ist Dein demokratisches Recht!

Was Du dazu brauchst, sind 10 Minuten, etwas Aufmerksamkeit und den Kick, sofort zur Feder (= zur Tastatur) zu greifen, wenn Dir etwas auffällt, das Dir gegen den Strich geht, sei es eine völlig missglückte Klimaberichterstattung, eine rassistische Bemerkung eines/einer Politikers/Politikerin oder was auch immer!

 

Seien wir realistisch: 

Ich gehe nicht davon aus, dass wegen meiner Mail/unseren Mails das ZDF sofort ihre Klimaberichterstattung auf den Prüfstand stellen wird. Aber wir wurden gehört und wahrgenommen. Es gab zwei reichlich floskelhafte Antworten, die wenig bis gar nicht auf den eigentlichen Kritikpunkt eingingen, aber ignorieren konnten sie uns nicht!

Unsere Demokratie ist alles andere als perfekt, und außerdem schwer unter Beschuss, durch rechte und rechtsextreme Bewegungen, durch Lobbyismus, vor allem auch durch das ganz große Geld. Aber noch haben wir unsere Stimme und unser Recht! Dieses demokratische Recht reicht viel weiter, als alle vier Jahre ein Kreuzchen zu setzen! Nutzen wir es, solange es noch geht! 

Du und ich!

P. S. Ein Tipp noch:

Kritik ist gut und wichtig! Und Lob, wenn mal was richtig gut läuft, auch! Das kommt ja auch ab und zu vor 😊.

Roland Vossebrecker

Statement zur COP 29 in Baku, Aserbaidschan

Statement zur COP 29 in Baku, Aserbaidschan

Statement zur COP 29 in Baku, Aserbaidschan

von Roland Vossebrecker

Letztes Jahr noch habe ich einen zwar kritischen, aber doch ambitionierten Artikel zur COP 28 in Dubai geschrieben .
Dieses Jahr habe ich eigentlich einfach keine Lust mehr.

Denn was soll ich noch sagen zu diesem verlogenen Zirkus, das andere nicht längst auch geschrieben haben? Über die erbärmlichen leeren Versprechungen, über die betrügerischen Machenschaften, über die Arroganz der reichen Länder, die den Globalen Süden ihrem von ihnen bereiteten Schicksal überlassen?

Offensichtlich kam niemand auf die naheliegende Idee, das dringend benötigte Geld für die Unterstützung armer Länder daher zu nehmen, wo es zu holen ist: Bei den weltzerstörenden Milliardären (a la Musk), bei den Fossilkonzernen, die immer noch alles dran setzen, für den eigenen Profit den letzten Tropfen Öl, das letzte Stück Kohle und damit die Welt zu verbrennen, und bei den absurden Subventionen für eben jene fossilen Zerstörer! Aber was soll man auch erwarten, wenn es genau jene Lobby ist, die die COP ausrichtet und dominiert?

Über das eigentliche Ziel, die Reduzierung der Emissionen, und damit also die Verhinderung oder zumindest Verminderung der Klimakatastrophe wurde scheinbar gar nicht mehr diskutiert. Das ist alles so absurd, dass man schreien könnte.

Was bleibt uns?

Nicht viel, aber auch nicht nichts: Wir können solidarische Netzwerke aufbauen, können suffiziente Lebensstile entwickeln und praktizieren, und wir können die Verlogenheit konventioneller „Klimapolitik“, die sich weigert, substantielle Wahrheiten anzuerkennen, demaskieren, wo immer es möglich ist!

Woher nehme ich die Kraft, nicht zu resignieren?

Aus den Bündnissen, aus der Gemeinschaft mit den Vielen, die verstanden haben und trotz allem für eine bessere Welt kämpfen.

Und nicht zuletzt aus der Energie, der Kraft und der Dynamik dieser Initiative KlimaGerecht Leben.

Roland Vossebrecker

Utopie vs. Krisenverwaltung

Utopie vs. Krisenverwaltung

Utopie vs. Krisenverwaltung

von Roland Vossebrecker

Krisen überall: Krise des Bildungssystems, Krise des Gesundheitssystems, Coronakrise, Ukrainekrise, „Flüchtlingskrise“ – eigentlich eine Krise der Humanität, Krise der Demokratie und über allem die Krise des Artensterbens und die Klimakrise.

Unsere Wahrnehmung ist durch multiple Krisen geprägt, die so herausfordernd sind, dass sich ein Pessimismus breit macht, wie er vor 12 oder 15 Jahren noch undenkbar war.

Auch die politischen Akteur*innen agieren im Dauerkrisenmodus und versuchen mit kleinen und kleinsten Schritten mehr schlecht als recht die Krisen zu verwalten. Was ihnen dabei gänzlich abhandengekommen ist, das ist der Wille zur Gestaltung einer besseren Zukunft. Keine der demokratischen Parteien hat zurzeit ein anschlussfähiges, ein begeisterndes Angebot. Die einzige Partei, die ihren Anhänger*innen eine Utopie anbietet, ist – die AfD. Eine widerliche und menschenverachtende, aber für ihre Anhänger*innenschaft eben eine verlockende Utopie einer homogenisierten deutschen Gesellschaft. (Dass die AfD durch und durch verlogen und korrupt ist, und solche Ideen schon einmal die Menschheit in Weltkrieg und Holocaust gestürzt hat, ist richtig aber nicht Gegenstand diese Artikels)

Was fehlt, das ist ein positiver Gegenentwurf zu Ausgrenzung, Nationalismus und Egoismus. Denn wofür stehen die anderen Parteien? 

Die Union für soziale Kälte, und sie hat damit erstaunlicherweise auch noch relativen Erfolg, die FDP für eine schamlose Klientelpolitik zugunsten Reicher und Superreicher und für die „Freiheit“, ohne Tempolimit das Klima zu ruinieren. Die SPD steht für – äh – ja, wofür eigentlich? Doppelwumms? Wie peinlich darf Politik eigentlich sein?

Die Linke scheint ihre Chance zu verpassen, sich nach dem Abgang des BSW-Ballastes noch mal neu zu erfinden als eine Partei echter Klimagerechtigkeit. Leider sieht es zurzeit mehr danach aus, dass sie in der Bedeutungslosigkeit einer 2-%-Partei untergeht.

Und die Grünen? Tja, die stehen für Klimaschutz. Aber mal ehrlich: Wie langweilig ist das denn? 

Klimaschutz, das ist Wärmepumpe, Ladesäuleninfrastruktur, Gebäudeenergiegesetz, Elektromobilität.  Alles nicht grundsätzlich falsch, aber wer soll sich dafür begeistern? Die Idee von Gerechtigkeit bleibt dabei auf der Strecke, denn wenn man ständig „Klimagerechtigkeit“ und „unseren (!) Wohlstand bewahren“ in einem Atemzug aufsagt, zeigt das nur, dass entweder nicht begriffen oder nicht der Mut dafür aufgebracht wird, einzugestehen, dass unser Wohlstand alles andere als gerecht ist.

Aber es könnte auch alles ganz anders sein.

Welche Kraft würde es entfalten, wenn eine Partei den Mut hätte, einen Entwurf für eine (Klima-)gerechte Gesellschaft vorzulegen und sich konsequent daran zu orientieren. Für eine Politik, die Menschenrechte als oberstes Leitbild verfolgt. Für eine Gesellschaft, in der Wohlstand und demokratische Teilhabe wirklich gerecht verteilt wäre. Eine Utopie einer nachhaltigen, zukunftsfähigen, global gerechten Gesellschaft, die nicht an den Symptomen der Krisen herumdoktern, sondern ihre Ursachen beseitigen will. Eine Idee von Freiheit, die nicht als schrankenloser Egoismus ausgelebt, sondern verantwortungsvoll und solidarisch verstanden wird. Ein neues Verständnis von Wohlstand, das nicht Luxus und Überfluss für wenige verspricht, sondern genügsam und gerecht ist.
Ein Angebot des guten Lebens für alle, für wirklich Alle!

Ja, natürlich würde eine solche Partei nicht sofort Wahlen und absolute Mehrheiten gewinnen. Aber unzählige Menschen warten sehnsüchtig auf ein solches politisches Angebot *1, für dass es sich wirklich lohnt zu kämpfen, sich einzubringen und sich zu engagieren.

Und diese Utopien muss man nicht erst erfinden, sie liegen längst vor, ausgedacht von vielen klugen und engagierten Menschen, NGOs und Initiativen.

Unsere Demokratie funktioniert so, dass auch die Opposition Politik mit gestalten und prägen kann, und das ist im Prinzip auch sehr gut so. Aktuell ist es aber gerade die AfD, die die anderen Parteien in der Migrationsfrage vor sich hertreibt. Man überbietet sich in unmenschlichen Maßnahmen gegen Geflüchtete in der Angst, Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit könnten die Rechtsextremen stärken. Wie absurd! Rechte Ideologie bekämpft man nicht mit rechter Politik!

Stellen wir uns den Spieß aber mal umgedreht vor: Eine (klima-)gerechte Partei, die sich an die Spitze gesellschaftlichen Wandels setzt und aus der Opposition heraus etablierte Politik vorantreibt, indem sie immer wieder konsequent Gerechtigkeit einfordert. Welch unglaubliches Potential für die notwendige Transformation läge darin?!
Welche Begeisterung würde dies entfachen bei all jenen, die die Zeichen der Zeit verstanden haben.

Mir wird an diesem Punkt oft entgegen gehalten, das sei nur meine „Blase“. Ja, ok, aber hey, die ist groß!

Wenn sich jetzt eine bestimmte Partei besonders angesprochen fühlt, dann ist das weder zufällig noch unbeabsichtigt!

Da sich aber am politischen Horizont nirgends etwas ähnliches abzeichnet, bleibt es weiter bei uns, den vielen zivilgesellschaftlichen Gerechtigkeits-Initiativen, den Wandel zu gestalten und vorauszuleben.

*1 Ich habe Teile dieses Artikels während einer Bahnfahrt geschrieben. Als ich den Satz notiert hatte, von den vielen, die ein solches Angebot erwarten, hörte ich zufällig, dass die beiden älteren Herren hinter mir sich genau darüber unterhielten. Als ich sie daraufhin ansprach, sagte mir einer von Ihnen: „Mittlerweile fühle ich mich politisch heimatlos…“

Suffizienz: Die Strategie des Genug – für eine gesellschaftliche Debatte

Suffizienz: Die Strategie des Genug – für eine gesellschaftliche Debatte

Suffizienz: Die Strategie des Genug –
für eine gesellschaftliche Debatte

Zusammenfassung des SRU-Thesenpapiers durch die Initiative KlimaGerecht Leben für eine gesellschaftliche Debatte

Eine Einladung zur Diskussion

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat im März 2024 ein Thesenpapier vorgelegt unter dem Titel Suffizienz als „Strategie des Genug“:

Der SRU ist ein prominent und vor allem kompetent besetztes Gremium, bestehend aus sieben Professor*innen unterschiedlicher Fachgebiete und hat die Aufgabe, die Bundesregierung(en) in allen relevanten Umweltfragen zu beraten.

Das Problem dabei ist: Trotz der besonderen Kompetenz und Expertise und der offiziellen Funktion des SRU findet die Diskussion über die Thesen zur Suffizienz weder gesellschaftlich noch politisch ernsthaft statt. Im Gegenteil: Die politischen Debatten um die Krisen des Klimas, des Artensterbens und weiterer Umweltprobleme drehen sich beinahe ausschließlich um vermeintliche technische Lösungen. Das Thema Suffizienz wird selbst von jenen gemieden, die es besser wissen, von den meisten politischen Parteien aber bewusst ignoriert. Um es klar auszusprechen: Die Bundesregierung ignoriert ihren eigenen Sachverständigenrat! Und es ist leider nicht zu erwarten, dass eine nächste möglicherweise unionsgeführte Regierung es anders machen würde.

Auch in der gesellschaftlichen Diskussion zur Klimakrise kommt das Thema jenseits einer kleinen Aktivist*innen-Blase kaum vor.

Die hohe Wissenschaftlichkeit des Papiers ist dabei Vor- und Nachteil zugleich. Die Vorteile liegen auf der Hand: Alle 16 Thesen des Diskussionspapiers sind höchst stichhaltig wissenschaftlich untermauert, durch zahlreiche Grafiken, Statistiken und Quellen eindrucksvoll belegt.

Der Nachteil aber ist, dass ein derart umfangreicher, wissenschaftlich formulierter Text kaum Leser*innen finden wird. In dieser Form ist die gesellschaftliche Debatte kaum anzustoßen, und es ist zu befürchten, dass selbst die politischen Entscheidungsträger*innen sich nicht die Mühe machen werden, die Thesen gründlich durchzuarbeiten.

Das wollen wir ändern! Wir haben uns die (durchaus lohnende) Mühe gemacht, das Papier zu lesen, und sind von der Brisanz und Relevanz dieses Textes überzeugt.

Wir, die Initiative KlimaGerecht Leben, propagieren und praktizieren suffiziente, genügsame Lebensstile. Das ist unserem Verständnis nach ein Gebot der Gerechtigkeit. Daher legen wir hiermit eine knappe und gut lesbare Zusammenfassung vor. Das Thema Suffizienz muss endlich ernsthaft diskutiert werden, geht es doch um nichts Geringeres als um den Fortbestand unserer menschlichen Zivilisation! Die wichtigste Aussage lautet:

Ohne Suffizienz wird es nicht gehen!

Suffizienz,
das ist ein Leben im Genug.
Nicht in Armut (denn viele Menschen leben auch heute noch in menschenunwürdigen Bedingungen), aber auch nicht im Überfluss wie die Mehrheit in den reichen Industrienationen, deren Übernutzung natürlicher Ressourcen das Erdsystem und damit die menschliche Zivilisation in den Kollaps führen wird.

 

Der SRU formuliert in aller Deutlichkeit, dass für eine Stabilisierung der Erde innerhalb der planetaren Grenzen Suffizienz unerlässlich ist.
Die Menschheit hat den Planeten an den Rand eines Kollaps gebracht. Durch den enorm hohen Verbrauch in Konsumgesellschaften wird die Umwelt vom Menschen stark verändert und planetare Grenzen werden überschritten.
Um dieser Überschreitung, die unsere Lebensgrundlage zerstört, entgegenzuwirken, reichen Effizienz (Optimierungen bestehender Techniken) und Konsistenz (Ersatz durch umweltfreundlichere Alternativen) nicht aus. Diese allein werden einen Kollaps des Erdsystems nicht verhindern können.
Notwendig ist Suffizienz als absolute Verminderung des Verbrauchs von Rohstoffen und Energie.

Damit ist Suffizienz die Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben aller, heute und in Zukunft.

„Die Einhaltung der planetaren Belastungsgrenzen ist damit eine Voraussetzung für ein menschenwürdiges Dasein aller Menschen.” (S. 24)

 

Ressourcenintensive Lebensstile gefährden die Freiheit anderer und es gibt keinen moralischen Anspruch, dies zu ignorieren.
Überkonsum darf nicht mit „Freiheit“ verwechselt werden. Wegen gewohnter Denk- und Verhaltensmuster ist zu erwarten, dass Maßnahmen zur Verringerung des Verbrauchs besonders bei wohlhabenden und konsumorientierten Menschen als unzumutbarer Verzicht oder gar als bevormundender Eingriff in die persönliche Freiheit empfunden werden.

Hier entstehen Spannungen zwischen dem Anspruch eines nachhaltigen und verantwortungsvollen Lebens mit der Vorstellung einer individuellen „Freiheit“, in die der Staat nicht eingreifen dürfe.
Für Überkonsum, der mehr verbraucht als einem zusteht, gibt es aber keine moralische Rechtfertigung. Bei Suffizienz geht es stattdessen darum, die Freiheitsrechte derjenigen zu schützen, die durch die ökologischen Folgen dieser Verhaltensweisen gefährdet sind.

Die Chance liegt darin, neu über ein gerechtes Zusammenleben für alle nachzudenken.
Denn Suffizienz ist vor allem eine Frage der Gerechtigkeit.
Die Klimakrise und andere Umweltkrisen sind ungerecht in vielerlei Hinsicht. Dies betrifft die Unverhältnismäßigkeit von Verursachung und Betroffenheit innerhalb der gegenwärtigen Generationen, aber auch zwischen den gegenwärtigen und zukünftigen Generationen sowie die ungerechte Verteilung von Ressourcen. Gerecht gestaltete Suffizienz kann solche Ungleichheiten verringern.

Eine Strategie des Genug verfolgt das Ziel, ein nicht zu viel (kein Überkonsum) mit dem nicht zu wenig (keine Armut) zu verbinden. Dies läuft auf eine gerechtere Verteilung von Ressourcen hinaus. Daher erfordert der Umwelt- und Klimaschutz besonders von Einkommensstarken und Vermögenden eine deutliche Verminderung des Verbrauchs.

Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen ökonomischer Ungleichheit und Ressourcenverbrauch bietet Suffizienz eine Chance, umwelt- und sozialpolitische Veränderungen zusammenzudenken (…)“(S. 63)

Um eine Kultur der Genügsamkeit zu etablieren, braucht es einen grundsätzlichen gesellschaftlichen Wandel. Dieser wird angetrieben durch die Pionier*innen eines nachhaltigen Lebensstils, die in diesem Sinne eine wichtige Vorbildfunktion einnehmen.
Ein genügsames Leben kann neue Maßstäbe setzen und kann Möglichkeiten aufzeigen, Zwänge und Gewohnheiten hinter sich zu lassen. Es kann zeigen, dass ein anderes Leben nicht nur möglich, sondern auch lohnend ist!

Daneben ist es die Aufgabe der Politik, jene Strukturen zu schaffen, die suffiziente Lebensstile ermöglichen und unterstützen.
Eine Politik der Suffizienz ist verfassungsrechtlich nicht nur möglich, sondern unter bestimmten Bedingungen sogar geboten.

Suffizienz ist ein herausforderndes Thema, gewiss, aber es bietet auch viele Chancen, die weit über die Bewältigung der lebensbedrohlichen Krisen unserer Zeit hinausgehen.
Denn Suffizienz kann ein Baustein eines gelingenden Lebens sein.

Zu viele Menschen in den reichen Ländern leiden heute unter Stress und Überlastungen bis zu modernen Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen.
Die Verkleinerung oder Beseitigung von Konsumzwängen durch ein genügsames Leben hätte viele positive Nebeneffekte: Verbesserte Gesundheit und Wohlbefinden, entspanntere Zeiteinteilung und gestärkter sozialer Zusammenhalt. Praktiken des Teilens, Leihens, Tauschens von Dingen und Fähigkeiten, von gegenseitiger Hilfe fördern den „Beziehungswohlstand“.

Armutsgefährdete oder Menschen, die in Armut leben (auch diese gibt es in Deutschland), hätten durch ein größeres Angebot an nachhaltigen Möglichkeiten mehr Teilhabe und könnten ihre Lebensqualität deutlich verbessern.

„Eine suffiziente Praxis (beinhaltet) auch das Potenzial, zu (…) weniger entfremdeten Weltbeziehungen und (…) einem gelingenden Leben beizutragen.“ (S. 58)

Wir brauchen Narrative (Erzählungen, Leitbilder, Vorbilder, Visionen) für eine bessere Zukunft, die anschlussfähig und begeisternd sind.
Diese zu entwickeln ist auch die Aufgabe der

„Pionier*innen des Wandels, also Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen, die Transformation (…) ‚von unten’ durch Innovationen und nachhaltige Praktiken anstoßen.“ (S. 62)

Also von uns! Welche Gesellschaft wollen wir sein?

Eine ausführliche Zusammenfassung mit den einzelnen Thesen ist hier zu finden

Das vollständige Thesenpapier des SRU ist hier nachzulesen.

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