Deine Suffizienz-Mail an die Politik

Deine Suffizienz-Mail an die Politik

Deine Suffizienz-Mail an die Politik

Wir wollen es nicht mehr hinnehmen, dass unsere Politiker*innen weiter den Sachverständigenrat für Umweltfragen ignorieren. Wir akzeptieren nicht, dass Suffizienz als Strategie des Genug von unseren Volksvertreter*innen weiter missachtet wird.
Die vom SRU vorgelegten Thesen sprechen eine eindeutige Sprache:
Eine Politik der Suffizienz ist für den Erhalt unserer freien demokratischen Ordnung, für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und unserer menschlichen Zivilisation von entscheidender Bedeutung.


AUCH DU KANNST HELFEN:

Fordere die Bundestags-Abgeordneten auf, sich mit den Suffizienz-Thesen des SRU auseinanderzusetzen, und sich – gerade auch jetzt im Wahlkampf – zum Thema Suffizienz zu positionieren und sich für eine konsequente Suffizienzpolitik einzusetzen.

GEMEINSAM BRINGEN WIR SUFFIZIENZ IN DIE POLITIK!

Das ist ganz leicht! Unsere Partnerorganisation plattformPRO hat uns ein Abgeordnetentool eingerichtet. Herzlichen Dank!

  • Öffne diesen Link: Abgeordneten-Tool

  • Gehe auf Abgeordneten-Tool mit SRU-Thesenpapier

  • Gib einen Namen, eine PLZ oder deinen Wahlkreis ein und klicke auf Suche

  • Wähle die Abgeordneten aus, denen Du schreiben möchtest (möglichst viele!)

Wenn Du dann auf Mail verschicken klickst, dann öffnet sich in Deinem Mailprogramm eine Mail an die von dir ausgesuchten Abgeordneten mit unserem Text, unterschreibe noch und versende die Mail.

Unsere Volksvertreter*innen werden eine Menge Post bekommen, und es wird ihnen immer schwerer werden, sich weiter vor dem großen Thema Suffizienz zu drücken!

Herzlichen Dank an Alle, die mitmachen!

Suffizienz – der Elefant im Raum der Umweltdebatte

Suffizienz – der Elefant im Raum der Umweltdebatte

Suffizienz – der Elefant im Raum der Umweltdebatte

von Tabea Schünemann und Roland Vossebrecker

März 2024. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) veröffentlicht ein Thesenpapier, das deutlicher und brisanter nicht hätte sein können.

Die klare Botschaft lautet: Um für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten zu sorgen, braucht es vor allem eins: Suffizienz.
Um der Überschreitung der planetaren Grenzen entgegenzuwirken, reichen Effizienz (Optimierungen bestehender Techniken) und Konsistenz (Ersatz durch umweltfreundlichere Alternativen) nicht aus.
Notwendig ist Suffizienz als „Strategie des Genug“ für die absolute Verminderung des Verbrauchs von Rohstoffen und Energie. 

Suffizienz bedeutet ein Leben im Genug. Nicht in Armut, aber auch nicht im Überfluss wie die Mehrheit der Bevölkerungen in den reichen Industrienationen, deren Übernutzung natürlicher Ressourcen das Erdsystem destabilisiert. Der Sachverständigenrat lässt keine Zweifel an der dramatischen Dringlichkeit für eine Suffizienzpolitik, stellt darüber hinaus aber auch die Vorteile und Gewinne einer suffizienten Lebensweise heraus. Der SRU untermauert die Notwendigkeit von Suffizienz wissenschaftlich, rechtlich und moralisch und scheut sich nicht, neben Wissenschaft und Gesellschaft auch die Politik in Verantwortung zu ziehen. 

„Eine Politik der Suffizienz ist verfassungsrechtlich möglich und unter bestimmten Bedingungen sogar geboten“

(SRU, Suffizienz, These 10, S. 44)

Der Suffizienzgedanke an sich ist nicht neu. Viele kluge Vordenker*innen (Maja Göpel, Niko Paech, Harald Welzer u. v. a. m.) haben überzeugend für einen Ausweg aus dem weltzerstörerischen Konsummodell der Moderne argumentiert.
Brisant ist das Papier aber durch die akribische Wissenschaftlichkeit, mit der jede der 16 Thesen zur Suffizienz untermauert werden, sowieso besonders durch die offizielle Funktion des SRU. Dieser berät die Bundesregierung(en) in allen relevanten Umweltfragen.

Der Sachverständigenrat spricht im März mit seinem Thesenpapier „Eine Einladung zur Diskussion“ aus (so der Untertitel), eine Diskussion, die seit langem überfällig ist, wenn man die gewaltigen Herausforderungen der eskalierenden Klima- und Umweltkrisen ernst nimmt.

Doch dann passiert – Nichts.

In aller Deutlichkeit: Die Bundesregierung ignoriert ihren eigenen Sachverständigenrat ebenso wie es die Parteien der Opposition tun.
Eine politische Auseinandersetzung über die Thesen zur Suffizienz findet nicht ernsthaft statt.
Im Gegenteil: Die politischen Debatten um die Krisen des Klimas, des Artensterbens und weiterer Umweltprobleme drehen sich beinahe ausschließlich um vermeintliche technische Lösungen. Das Thema Suffizienz wird selbst von jenen gemieden, die es besser wissen, von den meisten politischen Parteien aber bewusst ignoriert. 

Warum?

Diese weitreichende und fatale politische Ignoranz ist ganz unterschiedlich motiviert. 

Das Konzept Suffizienz stellt sich gegen das kapitalistische, angeblich alternativlose Wachstumsmodell.
Trotz der bereits stattfindenden Katastrophen wird uns allseits vermittelt, wir lebten in der besten aller möglichen Welten. In vielen politischen Köpfen scheint die Möglichkeit einer Alternative zu endlosem Konsum nicht angelegt zu sein, obwohl es immer offensichtlicher wird, dass ein Weiter-so die Menschheit in den Kollaps treiben wird. Stattdessen wird weiterhin jeder Versuch einer Regulierung von umweltschädigendem Konsum durch eine neoliberalen Erzählung von „Freiheit“ (Floskel des Jahres 2022) blockiert. Es hält sich hartnäckig ein Narrativ, das klimapolitische Maßnahmen unter dem Vorwurf des unverhältnismäßigem Verbots ablehnt. Hier wirkt auch die Angst der Wohlhabenden, die fürchten, ihre Privilegien zu verlieren. 

Das Umweltbundesamt schreibt in seiner Untersuchung zu Strategien des Anti-Klimapopulismus:

Dabei werden umweltpolitische Regulierungen als autoritäre und antidemokratische Eingriffe in die persönlichen Freiheitsrechte verzerrt – ein Argumentationsmuster, bei dem sich (…) die populistische und neoliberale Rhetorik überschneiden.”

Der SRU gibt darauf eine klare und herausfordernde Antwort:

„Ressourcenintensive Lebensstile gefährden die Freiheit anderer und es gibt keinen moralischen Anspruch, dies zu ignorieren.”  (SRU, Suffizienz, These 6, S. 32)

 

Durch die Thesen zur Suffizienz werden vor allem Menschen mit hohem Ressourcenverbrauch in die Pflicht genommen. In Deutschland wie weltweit gilt, dass je größer das Einkommen bzw. Vermögen, desto größer der Ressourcenverbrauch, der ökologische Fußabdruck – aber auch das politische Gewicht. Es ist wissenschaftlicher Konsens: Reich bedeutet einflussreich. Daher dürfte es nicht verwundern, dass ein Text wie das SRU-Diskussionspapier politisch kein Gehört findet: Es ist nicht im Interesse des (einfluss-)reichen Teils der Bevölkerung. Zumindest nicht, wenn das Interesse primär in der Bewahrung und Vermehrung des Vermögens besteht. Dem Systemwandel stehen diejenigen entgegen, die das System erhalten wollen, weil sie davon profitieren. Dies ist keine neue Erkenntnis, umso wichtiger ist es, den Finger immer wieder in diese offene Wunde der Demokratie zu legen.  

Ein weiteres tun die Strategien und Narrative  einer erfolgreichen “Klimaschmutzlobby”. Dank investigativer Recherche treten deren Strategien immer mehr an die Öffentlichkeit und trotzdem war in den vergangenen Jahrzehnten leider nichts so erfolgreich wie die Entpolitisierung der Klimadebatte. Doch ist es die Aufgabe der Politik, Strukturen zu fördern, die ein suffizientes Leben ermöglichen oder erleichtern.

Mutlosigkeit, bei jenen, die es eigentlich besser wissen

Schließlich gibt es noch jene politischen Kräfte, die es besser wissen, die verstanden haben, dass es ohne Suffizienz nicht funktionieren kann mit der Rettung unserer Lebensgrundlagen, und unter dem Aspekt der Gerechtigkeit schon gar nicht. Es fehlt aber der Mut, dies auch offen zu kommunizieren. 

Beharrlich hält sich der Glaube, dass man diese Wahrheit den Wähler*innen nicht zumuten dürfe, dass man der Gesellschaft ein suffizientes Leben nicht zutrauen kann. „Ja, stimmt ja, aber wenn wir das sagen, dann wählt uns niemand mehr…“ ist uns in Gesprächen mit Grünen Politiker*innen allzu oft begegnet. Man könnte es passiven Populismus nennen.

Auch hier hat das SRU-Papier einiges zu bieten:

Suffizienz kann Baustein eines gelingenden Lebens sein

(SRU, Suffizienz, These 12, S. 58)

Denn Suffizienz ist keine reine Verzichtserzählung. Wem die Bewahrung unserer menschlichen Zivilisation nicht reicht, dem können, dem müssen die weiteren Vorteile einer genügsamen Lebensweise vermittelt werden: Eine suffiziente Gesellschaft ist gesünder, entspannter und gerechter!

 

Suffizienz, eine Aufgabe für die Klimagerechtigkeitsbewegung!

Wie lässt sich diese politische Ignoranz durchbrechen? Wie kann es endlich zu einer mutigen und ehrlichen politischen Auseinandersetzung zu Suffizienz als alternativen genügsamen Lebensweise und Gesellschaftsform kommen?

Politiker*innen pflegen den Eindruck, suffiziente Maßnahmen seien nicht „Volkswille“ – auch das ist eine Anti-Klima-populistische Strategie. Damit sie nicht funktioniert, braucht es ein lautes gesellschaftliches „Doch – wir wollen das“. Es bedarf der „Pionier*innen des Wandels, also Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen, die Transformation (…) ‚von unten’ durch Innovationen und nachhaltige Praktiken anstoßen.“ (SRU, Suffizienz, S. 62)

Mit der Suffizienz-Strategie stellen die Wissenschaftler*innen des SRU unsere Konsumgesellschaften, die aktuellen Besitzverhältnisse, eine auf endloses quantitatives Wachstum ausgerichtete Wirtschaft, eine Denkweise, die die Alternativlosigkeit des Kapitalismus predigen und schließlich unsere Wertvorstellungen infrage, kurz: Das ganze System!

Die berechtigte, aber allgemeine Forderung der Klimagerechtigkeitsbewegung System change, not climate change würde im Projekt Suffizienz ein klares Profil erhalten.

 

Tabea Schünemann ist Theologiestudentin, Autorin und Klimaaktivistin und lebt aktuell in Leipzig.
Roland Vossebrecker ist Musiker und als Aktivist in der Holocaust-Bildungsarbeit und in der Klimagerechtigkeitsbewegung engagiert. Beide sind Mitglieder der Initiative KlimaGerecht Leben. 

Tagebuch eines Lobbyisten 

Tagebuch eines Lobbyisten 

Tagebuch eines Lobbyisten 

von Tabea Schünemann

Liebes Tagebuch,

 

heute ist endlich die schönste Zeit des Jahres für uns angebrochen – die Weltklimakonferenz.
Zusammen mit meinen, ich glaub 1772 Kollegen (selbst wenn ich gendern würde, wäre es hier einfach nicht passend, haha) sind wir wie jedes Jahr in einen Ölstaat geflogen. In Baku war ich erst ein paar Mal, schon nett, aber echt warm noch.
Es ist eine super anstrengende Zeit, wie immer, denn das Überleben steht auf dem Spiel. Also das Überleben der Firma, klar. So viel Energiewende macht meinem Chef echt Angst. Und dann nerven auch ständig irgendwelche Klimakleber, ich kleb euch gleich eine, haha.
Zum Glück kriegen die jetzt nicht mehr so viel Platz auf der COP, dem Himmel sei Dank. Ein bisschen ein mulmiges Gefühl hab ich ja schon wegen Aserbaidschan und Menschenrechten und so. Aber ich mach hier ja auch nur meinen Job.
Heute liefs schon ganz gut, die Gespräche waren erfolgreich, mittlerweile hab ichs drauf, hat auch der Jens gemeint. Diesmal konnten wir leider nicht mit der EU-Delegation mit wie letztes Jahr, aber die Kollegen aus Italien haben sogar mit so einem aserbaidschanischen Konzern nen Deal rausgehauen, so geil die Jungs! Unser Pavillon war heute auch schon gut besucht. Fühlt sich an wie ne Messe in Frankfurt, ich vergess manchmal, dass das ne Klimakonferenz ist.
Naja, jetzt aber pennen gehen, morgen gehts erst richtig los. Letzte Nacht hatte ich einen Albtraum – die Länder haben sich auf nen Ausstieg aus allen fossilen Energien geeinigt – oh Gott!