Statement zur COP27

Statement zur COP27

Statement zur COP27

von Roland Vossebrecker

Die 27. Weltklimakonferenz ist zu Ende und die Ergebnisse sind mehr als ernüchternd.

Um mit dem Positiven zu beginnen:

Hoffnungsvoll stimmte der Auftritt von Brasiliens künftigem Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, der ankündigte, die Abholzungen und Brandrodungen im Amazonas-Regenwald gänzlich stoppen zu wollen.

Des Weiteren wurde im Abschlussdokument das 1,5°-Ziel bekräftigt. Im Grunde ist das aber eher eine Peinlichkeit, denn seit Paris 2015 sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Ehrlicher wäre es, einzugestehen, dass dieses Ziel vielleicht noch physikalisch zu erreichen wäre, politisch aber nicht. Denn eine Abkehr von Öl und Gas wurde nicht beschlossen und die Welt ist weiter auf einem (+/-) 2,5°-Pfad.

Außerdem wurde in letzter Minuten ein Fonds vereinbart, aus dem Klimaschäden in besonders betroffenen Ländern abgefedert werden sollen.

Allerdings muss auch hier ein großes „Aber“ angeführt werden:

Für die 10-jährige Nakeeyat Dramani Sam aus Ghana, die von den zerstörerischen Folgen des Klimawandels in ihrem Land berichtete und die einfache Frage stellte „Wann zahlt ihr uns zurück?“, gab es standing ovations. Aber Applaus ist billig, Klimafolgeschäden sind teuer!

Es wurde weder geregelt, wie viel in den Topf eingezahlt werden soll, noch wer bezahlen wird. Entscheidungen darüber wurden auf die nächste COP in einem Jahr in Dubai vertagt.

Wie glaubwürdig ist also eine solche Ankündigung? 2009 hatten die Industrienationen versprochen, ihre Klimahilfen für ärmere Länder bis 2020 auf 100 Milliarden $ zu erhöhen. Dieses Versprechen wurde bis heute nicht eingehalten, stattdessen wurden die Bilanzen systematisch schöngerechnet:

Pressemitteilung von Oxfam

Kritikwürdig ist und war der Austragungsort der COP in Ägypten, einem Land, das massiv Menschenrechte verletzt, Aktivist*innen bespitzelt und offensichtlich kaum in der Lage oder willens war, die Konferenz zielgerichtet zu leiten. Die Möglichkeiten für zivilgesellschaftlichen Protest wurden massiv beeinträchtigt.

Auch der Luxus-Badeort Sharm El-Sheik machte es vielen Aktivist*innen aus ärmeren Ländern schwierig bis unmöglich, an der Konferenz überhaupt teilzunehmen, während sich die Lobbyist*innen fossiler Konzerne die Klinke in die Hand gaben.

Alles in allem bleibt der traurige Eindruck, dass sich der Nationalegoismus einmal mehr durchgesetzt hat.

Roland Vossebrecker

AKTION KLIMAGERECHTES SPENDEN

AKTION KLIMAGERECHTES SPENDEN

Aktion Klimagerechtes Spenden

Konsumverzicht und klimagerechtes Spenden gehören ganz wesentlich zu unserer Agenda in der IKGL.

…Und beides passt so gut in die (Vor-)Weihnachtszeit:

Die Initiative Klimagerecht Leben hat deswegen eine

Online-Spendenaktion für Aktion gegen den Hunger

gestartet:

Wir werden nicht müde zu betonen, dass unser „westlicher“ Wohlstand und Reichtum auf der Verbrennung von Kohlenstoff basiert.

Die Leidtragenden der Klimakatastrophe sind meist aber jene Menschen in armen Ländern des globalen Südens, die kaum oder gar nicht zur Erderhitzung beigetragen haben. 

Eure Spende ist daher ein Beitrag für mehr Klimagerechtigkeit! 

Lieben Dank für eure Unterstützung.

Wir sammeln grundsätzlich keine Spenden für unsere Initiative, sondern wir rufen auf zu klimagerechten Spenden an anerkannte Hilfsorganisationen.

12.01.2023

Die Spendenaktion ist abgeschlossen.

Sie hat, deutlich über das ursprüngliche Ziel hinaus,

4200€

direkt für

Aktion gegen Hunger eingebracht.

Allen Spender*innen herzlichen Dank dafür!

Von Kleinen und großen Baustellen

Von Kleinen und großen Baustellen

Von kleinen und großen Baustellen

von Tabea Schünemann und Roland Vossebrecker

Es ist zum Verzweifeln!

Egal wo ich mich bemühe, ökologisch korrekte Entscheidungen zu treffen, werden mir Steine in den Weg gelegt. Fast immer ist die ökologische Alternative die teurere. Fast immer fühle ich mich hilflos und allein gelassen bei der Wahl zwischen verschiedenen Produkten. Fast immer verfange ich mich in einem undurchdringlichen Wust aus Labels, Siegeln und widersprüchlichen Empfehlungen.

Was ist denn nun besser? Die Bio-Tomate, plastikverpackt aus dem wasserarmen Spanien, oder die deutsche, unverpackte non-Bio-Tomate? Die Vegan-Butter aus Kokos- oder aus Palmöl? Die Glas-Pfandflasche oder die Plastik-Recycling-Flasche?

Antwort: Keine Ahnung!

Solche und ähnliche Fragestellungen können entmutigen und frustrieren, und manch eine*r denkt sich dann vielleicht, dass es zwecklos sei mit dem klimagerechten Leben.

Aber nein, es ist vielleicht doch noch nicht zum Verzweifeln:

Es ist absolut gut und richtig, sich in allen Fragen des täglichen Lebens nach bestem Wissen und Gewissen um die korrekte Entscheidung zu bemühen, auch wenn das nicht immer gelingen wird. Aber es hilft bestimmt, wenn man sich klar wird, dass es bei den oben gestellten Fragen um die kleineren Baustellen geht. 

Das soll diese Fragen nicht abwerten oder kleinreden. Gerade im Netzwerk unserer Initiative können wir uns da gegenseitig unterstützen und inspirieren, mit Informationsaustausch, Ideen, Tipps etc.

Aber die wirklich großen Baustellen, die bedeutendsten Stellschrauben, mit denen wir am meisten bewirken können, sind andere, nämlich:

CO2-Reduktion an den entscheidenden Stellen: Durch Fahrrad und Öffis statt Auto, Bahn statt Flugzeug, durch vegetarische/vegane Ernährung, generelle Sparsamkeit und durch die Vermeidung von jeglicher Verschwendung können wir viel erreichen.

Konsumverzicht: Unser „sonstiger“ Konsum hat immer noch den größten Anteil an unserem ökologischen Fußabdruck. Weniger „Kram“ bedeutet weniger CO2 für die Atmosphäre – und auch mehr Zeit für uns!

Fairness beim unvermeidlichen Konsum: Besonders bei Kleidung, Lebensmitteln und Elektronik sollte auf Fair Trade geachtet werden.

Politisches Engagement: Der Druck der Zivilgesellschaft auf die Politik muss hoch bleiben. Die wesentlichen Strukturveränderungen, die nötig sind, um klimagerechtes Leben zur Normalität werden zu lassen (und uns dann die vielen unlösbaren Einzelentscheidung abzunehmen), müssen politisch und gesellschaftlich erkämpft werden. 

Klimagerechtes Spenden: Im Sinne des Gerechtigkeitsgedankens hat besonders das Spenden, das Teilen von Reichtum mit jenen, die besonders von der Klimakatastrophe betroffen sind, die unmittelbarste und oft lebensrettende Wirkung.

Wir können wirksam sein! Beginnen wir mit den größeren Baustellen!

Tabea Schünemann und Roland Vossebrecker

Konsequent Klimagerecht

Konsequent Klimagerecht

Konsequent Klimagerecht

von Tabea Schünemann und Roland Vossebrecker

Der selbstgestellte Anspruch unserer Initiative für ein konsequent klimagerechtes Leben wirft Fragen auf, Fragen, die wir auch intern immer wieder durchdiskutiert haben

Konsequent klimagerecht, geht das denn überhaupt? Wie konsequent, wo ziehe ich die Grenze? Kann ich denn überhaupt immer die „richtige“ Entscheidung treffen? Wenn ich mich gegen die Plastikverpackung entscheide, nehme ich dann längere Transportwege in Kauf und verschlechtere meine Klimabilanz? Was ist besser, Palmöl oder Kokosöl? Unter welchen Anbaubedingungen? Und wie konsequent muss ich z. B. sein beim Auto, beim Fleisch, beim Konsum?

Wie schaffe ich es, nicht unter einem Perfektionsdruck zusammenzubrechen und
wie gehe ich mit meinem möglichen Scheitern um?

Offensichtlich braucht Konsequenz eine Erklärung:

Das Wichtigste zuerst: 

Wir laden ein, sich auf ein klimagerechtes Leben einzulassen und es möglichst konsequent umzusetzen. Jede und jeder entscheidet selbst nach bestem Wissen und Gewissen, wie die Umsetzung im Detail aussehen wird. Wir kontrollieren nichts, wir sind keine Klima-Stasi und wollen auch keine sein!

Dennoch – wir wollen den Begriff „Klimagerechtigkeit“ ernst und wörtlich nehmen und daher anspruchsvoll an die Sache herangehen. Wie mal eine Diskussionsteilnehmerin treffend bemerkte: „Das ist dann ja endlich mal mehr, als nur ne Plastiktüte einzusparen“. Die eingesparte Plastiktüte reicht uns (und dem Planeten!) nicht!

Vollkommene Konsequenz wird aber immer eine Unmöglichkeit bleiben, vor allem aus zwei Gründen:

Wir leben leider immer noch in einer (Konsum-)Welt, in der uns das klimagerechte Leben schwer gemacht wird, in der Werbung, Preise und gesellschaftlicher Druck das ökologisch korrekte Leben eher verhindern als bestärken, und in der es unmöglich ist, in der Unübersichtlichkeit der Strukturen, Produktionsprozesse, Handelswege und Lieferketten immer die richtige Entscheidung zu treffen.

Und selbst bei optimaler Lebensführung kann man seinen CO2-Fußabdruck auf etwa 5 bis 5,5 Tonnen jährlich reduzieren. Das ist etwa die Hälfte des deutschen Durchschnitts, aber es ist immer noch viel zu viel. Der Rest ist strukturbedingt und entzieht sich unserem direkten Einfluss. 

Deshalb ist politisches Engagement (Teil 4 des Vertrags mit Dir selbst) für ein klimagerechtes Leben so wichtig. Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen müssen so geändert werden, dass klimagerechtes Leben nicht mehr aus lauter komplizierten Einzelentscheidungen besteht, sondern zur Normalität wird. Und diese Veränderungen wollen wir einfordern und – wenn es auch manchmal mühsam ist – vorleben.

Das Mühsame gehört dann ehrlicherweise zum klimagerechten Leben dazu, genauso wie das Wissen um die eigene Unvollkommenheit, das Wissen, dass man dem höchsten Anspruch nie gerecht werden kann.

Dies kann man aber mit Gelassenheit ertragen, wenn man Freude am Engagement empfindet und Wirksamkeit spürt.

Konsequent klimagerecht bedeutet (für mich), persönliche Bedürfnisse dem Gerechtigkeitsgedanken unterzuordnen. Dem zugrunde liegt die schlichte Wahrheit, dass unser (westlicher) Wohlstand auf der Verbrennung von Kohlenstoff basiert und dass darunter am meisten jene leiden, die am wenigsten zur Klimakatastrophe beigetragen haben: Die Menschen in ärmeren Ländern des globalen Südens und die kommenden Generationen. Ihnen gegenüber stehen wir in der Pflicht.

Konsequenz, so wie ich sie verstehe, bedeutet also nicht eine Perfektion, die unerreichbar ist, sondern eine Verinnerlichung des Gerechtigkeits-Gedankens, und dies in allen Aspekten des täglichen Lebens.

Es geht also vielmehr um eine Grundhaltung: nicht perfektionistisch, aber anspruchsvoll, nicht verurteilend, sondern ermutigend, nicht unrealistisch, aber hoffnungsvoll. Es gilt, die eigenen Ausreden und Bequemlichkeiten selbstkritisch zu hinterfragen und dem größeren Gedanken der Gerechtigkeit unterzuordnen, auch wenn das nicht immer perfekt gelingt oder nicht immer gemütlich ist.

Denn nur, wer selbst in diesem Sinne konsequent lebt, ist auch eine Inspirationsquelle für andere. Das erleben wir immer wieder und das macht Mut.

 

Fragenstellungen, die vielleicht helfen:

  • Wird ein (Klima-)schädliches Verhalten dadurch gut, dass man es seltener macht?
  • Sind kleine Verbesserungsschritte angemessen angesichts einer sich immer schneller verschärfenden Katastrophe?
  • Wie verhält sich mein „Gewinn“ (Lustgewinn beim Steak-Verzehr, Bequemlichkeit einer Flugreise etc.) zum angerichteten Schaden für andere?
  • An welchen Stellen kann ich die größte Wirkung erzielen? (siehe: Von kleinen und großen Baustellen)
  • Wie viel Freude vermittelt die Entscheidung für ein klimagerechtes Leben?

 

Tabea Schünemann und Roland Vossebrecker