Spendenaktion zum 3. Jahrestag

Spendenaktion zum 3. Jahrestag

Spendenaktion zum 3. Jahrestag und dem Tag der offenen Gesellschaft!

von Roland Vossebrecker

🙌 Unsere Spendenaktion zum Tag der offenen Gesellschaft und unserem 3.Geburtstag:

Uns ist es ein Herzensanliegen, die Ärzt*innen ohne Grenzen bei ihrer lebensrettenden Arbeit im Sudan und im Kongo zu unterstützen.

Im Sudan spielt sich von der Öffentlichkeit kaum beachtet eine der größten humanitären Krisen unserer Zeit ab.
Und in der Demokratischen Republik Kongo tobt ein Krieg, der u. a. auch seine Ursache in der rücksichtslosen Ausbeutung der Rohstoffe des Landes für „unsere Grüne Energiewende“ hat, Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, moderne Sklaverei und Umweltzerstörung inbegriffen.

Deshalb bitten wir Euch herzlich um großzügige Spenden, unter diesem Link!

Vielen Dank!

Waste Side Story und andere Geschichten

Waste Side Story und andere Geschichten

Waste Side Story und andere Geschichten

von Tabea Schünemann

Sechs Kilometer entfernt von Cluj-Napoca, der zweitgrößten Stadt Rumäniens, liegt Pata Rât, eine große Mülldeponie. Hier leben inzwischen in vier informellen Siedlungen ca. 1500 Menschen der Roma-Community zu unmenschlichen Bedingungen. Luft und Wasser sind von Müll und Chemikalien verschmutzt, was zu hohen gesundheitlichen Gefährdungen der Menschen führt. Abgeschnitten vom Rest der Welt, ohne Zugang zur Bildung oder Infrastruktur. Im Jahr 2010 wurden 270 Rom*nja aus Cluj dorthin zwangsumgesiedelt als „Sozialwohnungs-Projekt“ für die Errichtung anderer städtischer Gebäude, u.a. für den Tourismus (!). Sie leben in prekären Situationen, ihre Jobs in der Stadt gibt´s nicht mehr. Eine Frau erinnert sich an diesen schrecklichen Morgen: 

 

“We were overwhelmed and terrified by the number of police officers. Following pressure and verbal threats from the local authorities, we accepted the housing they proposed without knowing the exact location and the condition it was in.”

 

Diese Geschichte von Gewalt und Klimarassismus, die nicht die einzige aus Rumänien und Europa ist, wird erzählt in der modernen Oper “Waste Side Story“ in Cluj. Eindrücklich schildert sie die Situation der Menschen, die sich bis heute trotz Urteilen und Versprechungen des Landes nicht wirklich geändert hat. 

 

Warum erzähle ich das hier?

 

Zum einen bin ich selbst sehr bewegt von der Opernaufführung und dem Potential von Kunst, Perspektiven aufzuzeigen und auf Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. 

 

Zum anderen macht es deutlich:

 

Klimaungerechtigkeit ist ein Phänomen der Gegenwart. 

 

Klimaungerechtigkeit heißt: Die Menschen, die am wenigstens dazu beitragen, leiden am meisten unter den Folgen von Klimakrise und Umweltverschmutzung. 

 

Sie passiert hier und heute. Jeden Tag. Auch in Europa. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen. „Was – hier bei uns?“ Ja, „hier bei uns“. Unsere Gesellschaften sind rassistisch strukturiert und so sind marginalisierte Gruppen am meisten von der Klimakrise betroffen. Schon jetzt. In diesem Fall konkret gesundheitlich und sozial von Umweltverschmutzung. Das ist Klimarassismus. Nach der Definition des „European Environmental Bureau“ erfüllt es drei Kriterien dessen: Die Menschen sind abgeschnitten von der Stadt und grundlegenden Leistungen, in Gefahr gebracht durch das Leben in dieser giftigen Umgebung, und abgesondert durch die Zwangsumsiedlung für städtische Bauprojekte. 

 

Ich möchte hier also dazu anregen, darüber nachzudenken, wofür oder besser für wen wir unser Leben an der Klimagerechtigkeit ausrichten. 

Es geht darum, hinzusehen, wo Menschen jetzt schon auf alles verzichten müssen, weil unsere Strukturen ungerecht und rassistisch sind. Wo marginalisierte Menschen jetzt schon unter der Klimakrise leiden. Rom*nja überall in Europa sind ein Beispiel; Hitzetode bei älteren Menschen ein anderes, oder ich denke auch an die Menschen mit Behinderung, die wegen fehlender Schutzkonzepte in der Ahrtalkatastrophe nicht rechtzeitig evakuiert werden konnten. 

 

Wenn wir menschlich sein wollen, sind diese Geschichten und Gesichter nicht schon Grund genug, uns für Klimagerechtigkeit einzusetzen?

 

Wenn uns das alles egal ist, haben die rechten Kräfte schon jetzt gewonnen. 

 

 

 

Mehr Infos: 

 

https://crd.org/wp-content/uploads/2023/04/UnnaturalDisaster-report2023.pdf

https://ejatlas.org/conflict/pata-rat-landfill-cluj-napoca-romania

https://meta.eeb.org/2024/01/15/insights-from-the-first-ever-roma-environmental-justice-conference/

„Wäre einiges anders gelaufen in meinem Leben, wäre ich Trump-Wähler“ 

„Wäre einiges anders gelaufen in meinem Leben, wäre ich Trump-Wähler“ 

„Wäre einiges anders gelaufen in meinem Leben, wäre ich Trump-Wähler“ 

– wider eine linke Arroganz

von Tabea Schünemann

„Es gibt eine Sache, die ich nie vergessen möchte“, sagte mal ein Amerikaner zu mir, der demokratischer, linker, liberaler, nicht hätte sein können: „wäre einiges anders gelaufen in meinem Leben, wäre ich Trump-Wähler.“ 

 

Wow. Das Wort dafür ist: Demut.

Die Demut, zu wissen, dass alles auch anders hätte sein können, je nach Geburtsort, Familie, Kontext, Umfeld, … Natürlich hat jeder Mensch eine Verantwortung und es gibt keine Entschuldigung dafür, Trump oder die AfD oder sonst wen Menschenverachtendes zu wählen! Klar!

 

Aber, ich bin nicht die Einzige, die eins immer wieder nervt: Linke Arroganz.

Damit meine ich all diejenigen, mich eingeschlossen, die vergessen, dass auch sie nicht als Aktivisti geboren wurden. Dass einige, mich eingeschlossen, einen langen Weg dahin gegangen sind bis zu den Werten, die sie heute vertreten. Dass es das Beste, aber nicht selbstverständlich ist, links zu sein, was auch immer das bedeutet. Und dass es vielleicht eher um linkes Tun als linkes Sein gehen müsste.

 

Da ist eine Spannung: Meine politische Haltung, mein Klimabewusstsein, von dem ich einerseits möchte, dass alle es teilen und sich die Welt in die richtige Richtung verändert. Und andererseits es aushalten zu müssen, dass nicht alle so denken und die Frage, ob das überhaupt das Ziel ist. Ob es nicht mittlerweile so sehr zu meiner Identität geworden ist, ein klimabewusster Mensch zu sein, dass ich davon wieder etwas aufgeben müsste, sollte es wirklich für alle gelten.

 

Zugehörigkeit ist wichtig, auch und gerade beim Aktivismus. Ich möchte auch auf der richtigen Seite sein und zu den Guten gehören.

Aber manchmal führt das Wiederum zum Ausschluss, zum Sich-abgrenzen und zu innerlinken Grabenkämpfen, die einem geschlossenen Kampf gegen rechts nun wirklich nicht dienen.

 

Es kann nicht nur um Selbstvergewisserung gehen!

 

Nicht zu verwechseln mit safe spaces, die soo wichtig sind. Es müssen nicht alle immer alle Gespräche führen. Deswegen sind Unbetroffene auch so sehr in die Pflicht genommen. Aber wenn mich dann ein Typ unterbricht, um mir Feminismus zu erklären, kann es doch auch nicht das Wahre sein.

 

Jetzt ist die Zeit für alle progressiven, linken Menschen, sich gegenseitig durchzutragen, auch mal zusammen traurig zu sein über die Kluft zwischen Ideal und Realität und dann loszulegen und linke Politik für Nicht-linke zu machen.