COP 28

COP 28

Statement zur COP 28

Roland Vossebrecker

 Die COP28, die 28. Weltklimakonferenz ist am 13. Dezember 2023 zu Ende gegangen. Nach nur einem Tag der Verlängerung wurde einem Abschlusstext zugestimmt, in dem zu einem „Übergang weg von fossilen Brennstoffen“ aufgerufen wird.

Bereits am ersten Tag der Verhandlungen wurde ein Loss-and-Damage-Fund angekündigt, zu dem Deutschland und das Gastgeberland, die VAE jeweils 100 Millionen $ zusagten.

Die Kapazitäten für Erneuerbare Energien sollen bis 2030 verdreifacht werden, und es sollen verstärkte Anstrengungen zur Reduzierung des Kohleverbrauchs gemacht werden.

Alles in allem ein großer Erfolg also?
Eine Frage der Perspektive:

Die COP28 war im Grunde eine bizarre Veranstaltung. Ca. 90.000 (!) Menschen sind nach Dubai gereist (fast alle sind geflogen – wie auch sonst?) um im luxuriösen Ambiente der Öl-Metropole zwei Wochen die Geschicke der Welt zu verhandeln.

Der Präsident der diesjährigen Klimakonferenz war Sultan Ahmed Al Jaber, gleichzeitig CEO des staatlichen Ölkonzerns ADNOC, der plant, die Ölförderung bis 2030 um mehr als 40 Prozent zu steigern. Al Jaber scheute sich auch nicht, die wissenschaftlich anerkannte Notwendigkeit eines kompletten Ausstiegs aus den fossilen Energieträgern anzuzweifeln, und gleichzeitig verschwörungstheoretisch und sexistisch zu argumentieren: “Sie lesen Ihre eigenen Medien, die voreingenommen und falsch sind. Ich sage Ihnen, dass ich der Mann in der verantwortlichen Rolle bin, und das ist falsch, Ma’am. Sie müssen mir zuhören.“

Haarsträubend war auch die Tatsache, dass sich mindestens 2.456 offiziell akkreditierte Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas auf der COP tummelten – vier Mal mehr als auf dem Treffen in Ägypten im vergangenen Jahr.

Damit hatten mehr Lobbyisten Zugangspässe erhalten als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten, die ihrerseits alle aus dem Globalen Süden kommen und sich die teure Reise und den Aufenthalt in Dubai vielfach nicht leisten konnten. Klimagerechtigkeit geht anders!

Entsprechend groß war der Widerstand gegen ein Fossil Fuel phase-out, eine vollständige Abkehr von den fossilen Energien, die zeitweise in greifbarer Nähe zu sein schien. Der Generalsekretär der OPEC, Haitham al-Ghais sah sich dann genötigt, einen Brief an die 13 Mitgliedsstaaten des Öl-Kartells zu schreiben, um eben jenen Ausstieg mit aller Macht zu verhindern. Als daraufhin die Empörung hochkochte warf die OPEC den ambitionierteren Ländern vor, dass ein Ausstieg rassistisch sei! No comment.

Positiv betrachtet: Die OPEC wird nervös, weil sich am Horizont ein Ende von Öl und Gas abzuzeichnen beginnt. 

Die Abschlusserklärung empfiehlt also einen „Übergang“ weg von fossilen Brennstoffen und sieht einen „gerechten, geordneten und ausgewogenen Übergang weg von fossilen Brennstoffen in den Energiesystemen“ vor. 

Diese windelweiche Formulierung ist ein fragwürdiger Kompromiss und eröffnet allerlei Schlupflöcher: Erdgas wird als Brückentechnologie akzeptiert – ach ja, auch Olaf Scholz will ja noch Erdgas im Senegal kaufen und die Bundesregierung fördert weiter LNG auf Rügen! –  und konkrete Zeitpläne für den Ausstieg aus den Fossilen gibt es nicht.

„In den Energiesystemen“ ist wohl eines der Schlupflöcher, die sich die Erdöl-Staaten leisten: Plastik wird aus Erdöl gewonnen!

Einige feiern, dass zum ersten Mal Öl und Gas überhaupt in einem COP-Abschlussdokument genannt werden. Aber ist es wirklich als Erfolg zu werten, dass man sagenhafte 28 Weltklimakonferenzen benötigte, um ganz vorsichtig mal das Selbstverständliche und dringend Notwendige überhaupt erst einmal anzusprechen?

Und dass die COP29 im nächsten Jahr in Aserbaidschan stattfinden wird, einer weiteren Öl-Nation und die dritte in Folge (nach Ägypten und den VAE), ist daher kein gutes Signal.

Positiv zu bewerten sind die Ambitionen, die Kapazitäten der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen, und die Energieeffizienz zu verdoppeln. Der Markt soll es regeln, verbindliche Regeln und Verbote wurden vermieden.

„Solange die verhandelnden Staaten ihre Fragen innerhalb des bestehenden Wirtschaftssystems stellen, werden es die falschen Fragen sein. Denn es sind Fragen innerhalb des Systems, das die gigantischen Probleme, vor denen wir heute stehen, erst geschaffen hat.“

Carola Rackete, 2019

Und dann lohnt sich noch einmal ein genauerer Blick auf den umjubelten Loss-and-Damage-Fund, und auf die von Deutschland (und anderen Ländern) zugesagten 100 Millionen $ (ca. 92 Millionen €):

Es ist ein Start, immerhin. Ein paar Zahlen aber zum Vergleich dazu:

  • Der Viertligaverein Fortuna Köln erhält einen neuen Sportpark. Veranschlagte Kosten: 100 Millionen €.
  • Die Baukosten für die Sanierung der Kölner Oper liegen derzeit bei 682 Millionen €, wenn man die Kosten für die Kredite und Ersatzspielstätten mitrechnet, dann kostet das Projekt bereits über eine Milliarde €.
  • Der Erweiterungsbau für das Kanzleramt in Berlin soll 777 Millionen € kosten.
  • Für die Beseitigung der Schäden nach der Ahrtalkatastrophe wurden 30 Milliarden € zur Verfügung gestellt.
  • Verkehrsminister Wissing will in den nächsten Jahren mindestens 30 Milliarden € für den Ausbau und die Verbreiterung von Autobahnen ausgeben…
  • Oxfam schätzt die jährlichen Klimaschäden in ärmeren Ländern 2023 auf 290 bis 580 Milliarden $.
  • Die weltweiten Subventionen für fossile Energien werden auf 1,4 Billionen (!) $ geschätzt!

Es ist eben doch alles sehr relativ…

Einen sehr bitteren Beigeschmack erhält die Abschluss-Erklärung noch dadurch, dass sich die Gruppe der vom Meeresspiegelanstieg bedrohten Inselstaaten übergangen fühlte. Da man sich untereinander noch koordinieren musste, war man nicht mehr rechtzeitig im Raum, als Al Jaber buchstäblich und eilig den Hammer fallen ließ. Die Vertreterin Samoas sagte: „Wir können nicht auf unsere Inseln zurückkehren mit der Botschaft, dass dieser Prozess uns betrogen hat. Die Kurskorrektur, die wir brauchten, ist nicht erreicht worden.“ Einige Delegationsteilnehmer*innen waren den Tränen nahe. Verständlich, denn für sie geht es bei diesen Entscheidungen ums blanke Überleben!

Ein überraschender und erfreulicher Lichtblick war indes, dass sich ein Land, das stark von fossilen Rohstoffen abhängig ist, der Initiative für ein “Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty” angeschlossen hat: Kolumbien hat sich gegen Profit und für Zukunft entschieden. Bravo!

War die COP28 also ein historischer Erfolg, wie Präsident Al Jaber es wenig bescheiden verkündete?
Am Ende wissen wir es nicht. Ein Abschlusstext, der hauptsächlich aus Absichtserklärungen besteht, muss an der Umsetzung gemessen werden: Auf die Worte müssen nun Taten folgen, und das schnell. 

Im Falle Deutschlands bedeutet das: Kein Gas aus dem Senegal, ein Stopp des LNG-Ausbaus auf Rügen, beschleunigter Kohleausstieg, konsequenter Abbau aller fossiler Subventionen, ein angemessener und fairer Beitrag für den Loss and Damage Fund, eine sozial gerechte Klimapolitik (Klimageld!), eine ambitionierte Verkehrswende (nicht nur Antriebswende!), Agrar- und Ernährungswende, Tempolimit… … …

Was nicht auf der COP verhandelt wurde, und was auch nicht zu erwarten war, ist die Frage, ob das Klima überhaupt in einem Überkonsum-System zu retten ist, die Frage also nach dem so dringend benötigten gesellschaftlichen Wandel. So bedauerlich es auch ist: Die Politik wird diesen Wandel nicht bewirken, geschweige denn, ihn voran treiben. Das ist die Aufgabe einer solidarischen und weltoffenen Zivilgesellschaft. Das ist die Aufgabe der Klimagerechtigkeitsbewegung. Das ist unser aller Aufgabe.

Dafür stehen wir!

 

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Interessant sind die unterschiedlichen Bewertungen des Ergebnisses seitens der Politik und der klimawissenschaftlichen und klimaaktivistischen Communities. Hier beispielhaft einige Stimmen:

„Große Freude in der deutschen Delegation und bei der Außenministerin, dass die Welt das Ende des fossilen Zeitalters beschlossen hat.“

„Dieser Text ist für uns als Europäische Union, als Deutschland nur ein Anfang (…) Wir haben entschieden, dass wir die Zukunft unserer Kinder nur zusammen retten können.“

Annalena Baerbock, Außenministerin

Man kann sie vielleicht historisch nennen, weil zum ersten Mal wirklich drinsteht, dass eine Abkehr von fossilen Brennstoffen notwendig ist – dass wir bis 2050 bei netto null Emissionen sein müssen. Die Sprache ist natürlich relativ weich und unverbindlich, weil es eben das Konsensverfahren dieser UN-Klimagipfel ist, dass auch der letzte Ölstaat zustimmen muss. Und dafür, dass das der Fall ist, ist das gar nicht schlecht, was da drinsteht.

Stefan Rahmstorf, Klimaforscher am PIK

„Nein, der COP28-Abschluss wird die Welt nicht in die Lage versetzen, die 1,5°C-Grenze einzuhalten, aber ja, das Ergebnis ist ein entscheidender Meilenstein. Die Aussage zur Abkehr von fossilen Brennstoffen bleibt jedoch zu vage und es gibt keine harten und nachvollziehbaren Grenzen für 2030, 2040 und 2050. Es wird nicht anerkannt, dass die Skalierung von Technologien zur Kohlendioxidabscheidung zusätzlich zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe erfolgen muss, um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Und es gibt keinen überzeugenden Plan, wie der Übergang weg von fossilen Brennstoffen erfolgen soll. Wir wissen, dass dies nicht allein durch nationale freiwillige Maßnahmen geschehen wird. Es sind auch kollektive, globale Vereinbarungen über die Finanzierung, die Bepreisung von Kohlenstoff und den Technologieaustausch erforderlich, und zwar in einem Umfang, der weit über das hinausgeht, was derzeit auf dem Tisch liegt.“

Johan Rockström,

Ko-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung

„Für den Klimanotstand nicht ausreichend. „Abkehr von fossilen Brennstoffen“ ist nicht die notwendige Notbremse. Langfristig große Schlupflöcher für fossile Brennstoffe. Kein klares Signal für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Nicht historisch, nur das Nötigste.“

Prof. Niklas Höhne, NewClimate Institute

„Abschlussdokument derCOP: Ein seichter Appell zum Ende der fossilen Energien. Eigentlich ehrlich: Auch Deutschland baut LNG-Terminals, hunderttausende neue Gasheizungen und Millionen neue Verbrennerautos. So verhindern wir sicher nicht die Klimakatastrophe.“ 

Prof. Volker Quaschning, Scientists for future

„Das Ergebnis hat jedoch auch bedenkliche Schattenseiten und Schlupflöcher, darunter die Betonung der Rolle von Erdgas als Übergangslösung. Das werden Förderländer und die fossile Industrie als Freifahrtschein für die Ausweitung der Gasförderung werten. Enttäuscht muss man auch darüber sein, dass die COP28 es nicht geschafft hat, bei der finanziellen Unterstützung für die ärmeren Länder Fortschritte zu erzielen.“

Jan Kowalzig, Oxfam

„Die COP28-Klimakonferenz war reines Greenwashing. Es ist kein ›historisches Paket‹, wie der Konferenzpräsident behauptet – weder im positiven noch im negativen Sinne.“ 

Nur eine Verpflichtung zum sofortigen Ausstieg aus fossilen Energien hätte dazu führen können, dass die Klimaziele erreicht werden. 

„Mit dieser Einigung wird das 1,5-Grad-Ziel kaum mehr erreichbar sein“.

Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

„Selbst wenn die vorliegenden Bestimmungen vollständig umgesetzt würden, wären Millionen Menschen im Globalen Süden immer noch mit Überschwemmungen, Bränden und Hungersnöten konfrontiert und stünden am Rande einer Klimakatastrophe.“ 

Sven Harmeling, Hilfsorganisation Care International

„Menschen können sich nicht daran anpassen, zu verhungern, und kleine Inselstaaten können sich nicht an einen steigenden Meeresspiegel anpassen.“

Denise Ayebare, Aktivistin aus Uganda

„Während die Zeit in Dubai abläuft, fühlt es sich an, als würde das geteilte Rettungsboot der Menschheit sinken.“

Vanessa Nakate, Aktivistin aus Uganda

Roland Vossebrecker

 

Die Ungerechtigkeit hinter den CO2-Budgets

Die Ungerechtigkeit hinter den CO2-Budgets

Die Ungerechtigkeit hinter den CO2-Budgets

von Simon Käsbach

Die Ungerechtigkeit hinter den CO2-Budgets

Ihr kennt sicherlich die CO2-Budgets, die angeben, wie viel Kohlenstoffdioxid ein Land noch ausstoßen darf, um eine bestimmte Grenze der Erderwärmung nicht zu überschreiten. Dies scheint ein sinnvoller Ansatz zu sein, doch in diesen Budgets steckt eine große Ungerechtigkeit. 

Die Berechnung des deutschen CO2-Budgets beruht nämlich auf der Annahme, dass alle Menschen in allen Ländern weltweit gleich viele Treibhausgase ausstoßen dürfen. Um eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit auf das 1,5°-Grad-Limit zu haben, dürfte Deutschland demnach noch 3,1 Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen. 

Und warum ist das ungerecht? 

Es ist bekanntlich so, dass nicht alle Menschen auf der Welt früher und heute gleich viele Treibhausgase ausgestoßen haben. Die reichen Industriestaaten des Globalen Nordens haben bis heute etwa 92 % der verursachten Emissionen zu verantworten. Der Globale Süden, also Afrika, weite Teile Asiens und Südamerikas, ist insgesamt demnach für nur 8 % verantwortlich. Also verursachen auch die Menschen, die in diesen Teilen der Erde leben, mehr oder weniger Emissionen, je nach ihrem Lebensstil. Ein Mensch in Malawi, eines der ärmsten Länder weltweit, verantwortet im Durchschnitt nur 0,1 Tonnen Treibhausgase im Jahr, ein*e Deutsche*r jedoch durchschnittlich etwa 8 Tonnen. 

Bei CO2-Budgets vorauszusetzen, jeder Mensch dürfe noch gleich viel ausstoßen, ist also nicht nur unfair, sondern im Kern rassistisch und neokolonial. Denn meist sind es eben arme und von Diskriminierung betroffene Menschen, die zwar einen niedrigen CO2-Fußabdruck haben, aber am meisten unter der Klimakrise leiden. 

An diesem Beispiel sieht man klar, dass Rassismus und Neokolonialismus immer noch fest in unseren westlichen Denkstrukturen verankert sind. Es wird in vielen Bereichen der Medien, der Politik, aber auch bei NGOs ganz selbstverständlich mit diesen Budgets gearbeitet und argumentiert. 

Bei einer wirklich fairen CO2-Budget-Berechnung, die historische Verantwortung mit einbezieht, dürften z.B. Deutschland oder die USA im Grunde gar keine Emissionen mehr ausstoßen, sondern müssten sogar negative Emissionen verzeichnen.  

Alle Budget-Rechnungen können nur auf Schätzungen beruhen, da wir das Erdsystem nicht umfassend und gut genug verstehen, um uns darauf zu verlassen. Dennoch wird offensichtlich, dass es nicht sein kann, dass Klimaschutz auf der Grundlage solch ungerechter Budgets gemacht wird. Deutschland zieht sich mit dieser problematischen Berechnung ein Stück mehr aus seiner globalen Verantwortung. Wenn KlimaGerechtigkeit nicht konsequent mitgedacht wird, dann wird selbst Klimaschutz rassistisch und neokolonial. 

Es darf nicht sein, dass Länder des Globalen Nordens die Klimakrise erst verursachen und dann nicht bereit sind, ausreichende und wirklich gerechte Maßnahmen vorzulegen. Zudem muss auch das Recht auf Entwicklung berücksichtigt werden, denn Länder, die bislang wegen Ausbeutung oder anderen Faktoren nicht die Möglichkeit hatten, sich so stark zu entwickeln wie Länder des Globalen Nordens, haben ein Recht darauf, sich nachhaltig und wohlständig zu entwickeln. 

Eigentlich ist es ganz einfach: 

Wer mehr Verantwortung für die Verursachung der Klimakrise trägt, ist jetzt in der Pflicht, mehr Klimaschutz zu betreiben und klimagerechte Maßnahmen vorzulegen.

 

Wir sollten bestimmte CO2 Budgets also immer kritisch hinterfragen. Auf welcher Grundlage wurde das Budget erstellt? Wurde die historische Perspektive berücksichtigt? Liegt ein global gerechter Ansatz zugrunde?

Wir müssen in allen Bereichen kommunizieren, dass das Budget von Deutschland in der jetzigen Form maßlos ungerecht, und unser aktuelles Tempo beim Klimaschutz absolut nicht hinnehmbar ist. Es braucht eine Budgetberechnung, welche auf Grundlage von Gerechtigkeitsaspekten gemacht ist. 

Länder des Globalen Nordens haben die Mittel, weitreichenden Klimaschutz zu betreiben. Dieser Aspekt ist grundlegend für die KlimaGerechtigkeit!
Denn wir im Globalen Norden haben meist auch die Privilegien, uns frei äußern zu können und uns zu engagieren. Also lasst uns diese Privilegien nutzen, um für eine gerechte Welt zu kämpfen!

Die globale Verantwortung muss endlich ernst genommen und eingefordert werden. 

Von uns. 

Simon Käsbach

 

Technologieoffenheit 

Technologieoffenheit 

Technologieoffenheit 

von Roland Vossebrecker

ist ein beliebtes Schlagwort konservativer und (neo)liberaler Politiker*innen, das besagen soll, dass irgendeine zukünftige Technologie es mit der Klimakrise schon richten wird, ohne dass wir dafür unser Verhalten, unser Konsum-Modell, unser Wirtschaftssystem überdenken müssten.

Dass Technologieoffenheit aber auch Grenzen hat oder zumindest haben sollte, kann das folgende Gedankenexperiment verdeutlichen:

Stellen wir uns einmal vor, findige Ingenieur*innen entwickeln eine neue Technologie und bringen sie zur Marktreife. Das neue Produkt wird enthusiastisch gefeiert und beworben: Es verspricht relativ großen Komfort und Bequemlichkeit bei vergleichsweise hoher Geschwindigkeit. 

Ehrlicherweise ist das Produkt nicht ganz billig. Die Anschaffungskosten belaufen sich auf 15.000 € bis 60.000 € oder mehr, je nach Anspruch des/der Kund*innen. Außerdem muss mit jährlichen Betriebs- und Wartungskosten von noch einmal durchschnittlich 1.200 bis 5.000 € gerechnet werden. Nicht zu viel, finden die meisten, denn das Produkt steht vor allem für grenzenlose individuelle Freiheit. 

Im Kleingedruckten muss allerdings auf die Nebenwirkungen verwiesen werden. Deutsche Bundesbürger*innen müssen jährlich 330.000 Stunden sinnlos verlorener Wartezeit mit einkalkulieren. Vor allem aber ist mit Kollateralschäden zu rechnen (dies im ganz klein-gedruckten): Es sei zu erwarten, dass die neue Technologie jährlich ca. 2700 Menschen das Leben kosten wird. Dazu kämen weit mehr als 300.000 Verletzte, enorme Kosten für das Gesundheitssystem und eine miserable Klimabilanz.

Würde eine solche Technologie je erfolgreich sein können? Würde sie trotz allem akzeptiert werden? Wohl kaum! Kein*e Politiker*in könnte den Tod von Tausenden Menschen Jahr für Jahr mit Technologieoffenheit rechtfertigen.

Das Pikante daran: 

Diese Technologie gibt es schon und wir haben uns längst an sie gewöhnt. Man nennt sie – Auto.

Roland Vossebrecker

 

 

GLOBAL SOLIDARISCH

GLOBAL SOLIDARISCH

GLOBAL SOLIDARISCH?

von Roland Vossebrecker

Machen wir uns nichts vor: Die Entwicklung der Klimakrise wird uns einiges abverlangen. Heftige und schmerzhafte Veränderungen kommen auf die Menschheit zu. Die Katastrophe kommt, – wir wissen nur noch nicht, wie schlimm sie wird.

Der notwendige, ja überfällige politisch-gesellschaftliche Umbau wird extrem anspruchsvoll, und es ist mehr als fraglich, ob er (rechtzeitig) gelingen wird. Harte politische Auseinandersetzungen müssen geführt werden und je mehr Rechte und Rechtsextreme den Kampf gegen den Klimaschutz als Kulturkampf inszenieren und die gesellschaftliche Spaltung vorantreiben, desto heftiger werden diese Auseinandersetzungen ausfallen.

Vor allem aber werden die sich häufenden Katastrophen immer neue Herausforderungen darstellen. Hitzewellen (nach einer Studie des Barcelona Institute for Global Healthgab es 2022mehr als 60.000 hitzebedingte Todesfälle in der EU), Dürren und Wassermangel, Stürme und Starkregenereignisse und die aus alledem resultierende Nahrungsmittelknappheit und Verteuerung werden zu einer andauernden Belastungsprobe.

Klimaanpassungen werden immer wichtiger, wobei diese, das sollte uns immer bewusst sein, ein Luxus reicher Länder sind! Arme Länder des Globalen Südens besitzen kaum die finanziellen und strukturellen Ressourcen, um angemessen auf die Katastrophen reagieren zu können, von denen sie immer öfter und schlimmer getroffen werden.

Es stellen sich entscheidende Fragen: Wie weit werden wir in der Lage sein, die Erderhitzung zu begrenzen? Werden wir die Veränderungen nur erleiden, oder werden wir sie gestalten? Vor allem aber: Bleiben wir solidarisch? Oder ehrlicher: Werden wir solidarisch?

Mit der internationalen Solidarität ist es nicht gut bestellt. Zwar wurde bei der COP 27 in Ägypten im letzten Jahr die Einrichtung eines Fonds für besonders betroffene Länder vereinbart, aber es bleibt bislang unklar, wer wieviel einzahlen wird. Versprechungen aus der Vergangenheit wurden regelmäßig nicht erfüllt. Und einer neuen Studie zufolge betragen die Klima-Schulden der reichen Industrienationen bei den ärmeren Ländern 170 Billionen Dollar!

klimareporter

Auf politischer Ebene wehren sich die Industrienationen mit Händen und Füßen, gerechte Verpflichtungen gegenüber dem Globalen Süden einzugehen. Weltweit propagieren Rechte den nationalen Egoismus. Der damit einhergehende Verlust von Menschlichkeit ist verheerend.

Wie wird sich die Situation entwickeln, wenn es bei eskalierender Klimaentwicklung zu Verteilungskämpfen um Wasser und Nahrung kommt, wenn die auftretenden Schäden nicht mehr zu bewältigen sind, wenn Abermillionen Menschen zur Flucht gezwungen sind, weil ihre Heimaten überschwemmt, verwüstet oder lebensfeindlich werden?

Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber fordert seit Jahren einen Klimapass für Klimaflüchtlinge, um Betroffenen eine rechtliche Grundlage für ihren Asylantrag zu geben, aber von einer politischen Umsetzungen sind wir leider noch meilenweit entfernt. Stattdessen wird EU-weit das Asylrecht immer weiter ausgehöhlt. Dabei schreckt man nicht vor milliardenschweren Abkommen mit Diktatoren zurück, die Geflüchtete in der Sahara aussetzen und sie dort ihrem Schicksal überlassen, während aktuell in der CDU bereits die Abschaffung des individuellen Asylrechtes und die Anwendung physischer Gewalt gegen Geflüchtete diskutiert wird. Das sind maximal unsolidarische Entwicklungen, die die Klimakatastrophe als Asylgrund in weite Ferne rückt.

Wir alle, gesellschaftlich, politisch und individuell müssen uns fragen: Entscheiden wir uns für Egoismus oder für Mitgefühl? Am Ende ist dies die Kernfrage, die über die Zukunft der Menschheit entscheiden wird.

 

Zum Konzept unserer Initiative und des „Vertrags mit Dir selbst“ gehört das klimagerechte Spenden, das solidarische Reichtum-Teilen mit den Opfern der Klimakatastrophe.

Alle Spenden an die Opfer der Klimakatastrophen sind Beiträge zu etwas mehr Klimagerechtigkeit, auch wenn sie nur Tropfen auf einen immer heißer werdenden Stein sind.

Sie sind aber auch eine Übung praktizierter Solidarität.

Roland Vossebrecker

 

„Klimagerechtigkeit setzt voraus, die Verantwortung der Menschheit für die Auswirkungen von Treibhausgasemissionen auf die ärmsten und verletzlichsten Menschen in der Gesellschaft anzuerkennen und ernst zu nehmen.“

Mattias Quent, Christoph Richter, Axel Salheiser, Klima Rassismus S 240

 

EMPÖRUNG

EMPÖRUNG

EMPÖRUNG

von Roland Vossebrecker

„Wir leben in einem Zeitalter des ‚Empörialismus‘“

Michael Schmidt-Salomon

 

Empörend ist vieles in der Politik, der Berichterstattung, der Debatte rund ums Klimathema:

  • Wie kann es sein, dass man zur 28. Weltklimakonferenz mit Sultan Ahmed Al Jaber einen CEO der weltweit zwölftgrößten Ölgesellschaft zum Vorsitzenden ernennt? Das ist, als würde man Al Capone zum Präsidenten einer Konferenz gegen das organisierte Verbrechen ernennen.
  • Wieso werden Klimaaktivist*innen beleidigt und als Terrorist*innen diffamiert, während die wahren Klimaverbrecher ungestraft weiter das Klima ruinieren und ihre Lügen verbreiten dürfen?
  • Wiese darf die Bundesregierung, insbesondere das Verkehrs- und das Bauministerium, die eigenen Gesetze missachten und sich weigern, Sofortprogramme vorzulegen, um die selbstgesteckten Ziele einzuhalten?
  • Wie unfassbar ungerecht ist es, dass Reiche und Superreiche mit ihrem maßlosen Lebensstil die Zukunft aller in Gefahr bringen, und wie dreist, verlogen und eben empörend sind ihre Rechtfertigungen dafür! klimareporter

Um nur einige Beispiele zu nennen, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

In diesen und in vielen anderen Fällen ist Empörung berechtigt, ja zwingend, -wenn sie denn richtig genutzt wird! Denn Empörung ist eine zweischneidige Angelegenheit. Sie stellt sich oft reflexhaft ein und kreist gerne um sich selbst.

„Blasenentzündung“

Deutlich wird das besonders in sozialen Netzwerken. Dort kann man seiner Empörung freien Lauf lassen, sich die Empörung von der Seele schimpfen, und erntet dort in der eigenen Bubble/Blase schnell viel Zustimmung. Geteilte Empörung ist doppelte Freude! Allerdings erreicht man damit nicht viel mehr als eine „Blasenentzündung“, und die sollte man nicht mit Aktivismus verwechseln.

Denn die, über die man sich dort empört, bekommen in der Regel von alledem gar nichts mit. Zielführender ist es, die berechtigte Empörung zu kanalisieren und richtig zu adressieren. So ist es ja ein Leichtes, z. B. Politiker*innen per Mail mitzuteilen, wie empörend man die eine oder andere Äußerung oder Entscheidung findet. Nicht, dass daraufhin z. B. ein Hubert Aiwanger oder Friedrich Merz ihre Meinung ändern und zu engagierten Klimaschützern mutieren würden. Aber wir haben das Recht auf freier Meinungsäußerung und sollten dieses auch nutzen, und sei es nur, um den gegenwärtigen Trends verlogener und egoistischer Narrative etwas entgegenzusetzen. Es wäre schon sehr wertvoll, wenn Politiker*innen für Empörendes deutlich einen gesellschaftlichen Gegenwind verspüren würden.

Vom Reflex zur Reflektion

Die Empörung hält aber noch einen anderen Fallstrick parat. Denn man empört sich naturgemäß immer über die anderen. Die sind ja bekanntlich immer schuld. Dabei bleibt eine selbstkritische Reflektion gerne mal auf der Strecke. Zwei Beispiele:

Der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Sabhar, Bangladesch am 24. April 2013 mit 1135 Toten hatte weltweite Empörung ausgelöst, über die Baumängel, die sklavenartigen Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen, über die gewissenlose Fast-Fashion-Industrie. All das ist mehr als berechtigt – wenn sich eine Reflektion über den eigenen Kleiderschrank und ein geändertes Konsumverhalten anschließt. Denn die Frage muss man sich gefallen lassen: Inwiefern unterstützen wir als Konsument*innen eben genau diese Missstände?

Einer Studie von Oxfam zufolge verantwortet das reichste 1 % der Weltbevölkerung etwa doppelt so viele CO2-Emmissionen wie die ärmere Hälfte. Der Reflex auf diese Tatsache ist maximale Empörung, und das vollkommen berechtigt – wenn man sich überlegt, ob man selbst nicht vielleicht zu den reichsten 10 % der Weltbevölkerung gehört! Deren CO2-Anteil ist nämlich etwa so groß wie jener der restlichen 90 %. Was also ist mein eigener Anteil, und ist er global gerecht? Und bin ich bereit, daran etwas zu ändern, um zu mehr Gerechtigkeit beizutragen?

 

Konstruktive Empörung braucht also zweierlei:

Selbstkritik. Die größten und unmittelbarsten Veränderungen können wir bei uns selbst bewirken. Mit einer selbstkritischer Haltung dürfen, ja müssen wir uns empören über jede Form der Ungerechtigkeit sein und daraus die Kraft gewinnen, aktiv zu werden.

Zielgerichteter Aktivismus, ohne den man sich in fruchtlose Debatten verliert, in ein Stammtischlern über „die da oben“ und ins „man müsste mal“, vor allem aber in „die anderen müssten mal“.

 

Wer es aushält, mag sich mal dieses Video anschauen, aber ich warne: Es ist wirklich schwer erträglich.

youtube

Mein Kommentar dazu:

Empörend? Ja, maximal verstörend und empörend!

Aber Empörung allein bringt nichts. So bleibt man nur in der Haltung, dass man selbst nichts tun müsse. Sollen erst mal die Reichen anfangen. WAS SIE NICHT TUN WERDEN!

Ich hätte mir gewünscht, dass das Video mit einem Appell endet, einem eindringlichen Appell an uns ALLE:

Lasst und verantwortungsvoll leben. Lasst uns unsere CO2-Emissionen reduzieren, WO IMMER WIR KÖNNEN. Lasst uns unsren Konsum reduzieren, WO IMMER WIR KÖNNEN. Beteiligen wir uns nicht mehr an Ausbeutung von Mensch und Umwelt. Teilen wir unseren Reichtum, mit jenen, die am schlimmsten von der Klimakatastrophe betroffen sind.

Und werden wir laut, aktiv, politisch engagiert!

Gestalten wir eine klimaGerechte Gesellschaft, INDEM WIR SIE VORLEBEN! Erst dann werden SUVs, Kreuzfahrten, Privatjets etc. keine Statussymbole mehr sein, sondern verachtenswerte, verantwortungslose Peinlichkeiten.

Roland Vossebrecker

 

Klima- und Umweltschutz als Werkzeug der Rechtsextremen

Klima- und Umweltschutz als Werkzeug der Rechtsextremen

KLIMA- UND UMWELTSCHUTZ ALS WERKZEUG DER RECHTSEXTREMEN

von Leandro Condjo

„Linksgrün-versifft“ ist ein neu-deutsches Buzzword mit denen sich Viele, vor allem Gen-Zler, identifizieren können. Früher war es eine Beleidigung seitens der Rechten und heute hat sich die, nun ja, linksgrün-versiffte Szene das Wort zurückerobert. Wie so oft, werden sogenannte linke politische Einstellungen mit der Orientierung an Umwelt- und Klimaschutz über einen Kamm geschert. Macht ja auch Sinn: Ein intaktes Klima und eine gesunde Umwelt beugen Ungleichheit und sozialem Elend vor. Aspekte, die auf links-orientierten Agenden hohe Priorität haben.

Allerdings hat die Umweltbewegung (und somit auch Klimabewegung) auf dem anderen Ende des politischen Spektrums früher Fuß gefasst: Das erste Naturschutzgesetz Deutschlands stammt aus der NS-Zeit, das sogenannte „Reichsnaturschutzgesetz“ von 1935. Die Autobahnen sollten umweltschonend errichtet, eine „Versteppung“ und ästhetische Industrialisierung Deutschlands abgewendet werden. Nicht umsonst scherzen die Macher des Adolf Hitler Satirefilms „Er ist wieder da“, dass der Diktator die Grünen wählen würde.

Dahinter steckt eine unangenehme Wahrheit. Es ist Zeit die braune Geschichte der Umweltbewegung zu beleuchten und aufzuarbeiten. Der Umweltschutz darf nicht wieder zu einem Werkzeug von Rechtsextremen werden. Erste Bestrebungen dafür gibt es schon: Dabei gibt es einerseits den Trend zur kompletten Leugnung (fossiler Faschismus) des Klimawandels und andererseits zur Aneignung einer unsolidarischen Klimaschutzpolitik. (Öko-Faschismus).

Blut und Boden

Die Umweltschutzbewegung hat ihre Wurzeln in konservativen Kreisen. Die radikale Industrialisierung in Verbindung mit der Verstädterung hatte die unregulierte Verschmutzung der Umwelt zur Folge, die späteren Folgen auf das Klima waren noch nicht abzusehen. Die Angst, dass das traditionelle Landschaftsbild zerstört wird oder gar verschwindet, und geliebte Tierarten aussterben, war groß. In den 1920ern und 1930ern wurde der Umweltschutz von Nationalsozialisten aufgegriffen: Die Umwelt und die völkische Identität bilden laut ihnen eine organische Einheit. Das Land selbst sorgt für die Überlegenheit Deutschlands und der „arischen Rasse“. Man suchte in der Umwelt nach Anzeichen für eine vergessene arisch-germanische Hochkultur, um den Wahnsinn der NS-Ideologie zu legitimieren und um Propaganda zu verbreiten. Als dies scheiterte wurde der Umweltschutz unter den Teppich gekehrt. Die bpb (Bundeszentrale für politische Bildung) sagt, das Reichsnaturschutzgesetz sei „mehr Schein als Sein“ und die Sorge um die Natur nur Mittel zum Zweck gewesen. Doch diese Geschichte mahnt uns: „Grüne“ Themen können in Rechtsextremismus eingebettet werden. Noch schlimmer: Sie können sogar eine Säule für deren Ideologie bilden. 

Fossiler Faschismus oder Öko-Faschismus oder sowohl als auch – in welcher Richtung bewegen sich Rechtsextreme? 

Die AfD („Alternative für Deutschland“) hat einen geschickten Kurs: Klimaschutz und Umweltschutz werden gegeneinander ausgespielt. Wenn man den menschengemachten Klimawandel ablehnt, dann birgt der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere von Windkraft- und Photovoltaikanlagen, angeblich große Gefahren für die Umwelt. Vögel würden von Windkraftanlagen geschlachtet und Insekten verwechselten PV mit Wasserreservoiren Die Konsequenzen der Atomkraft und fossilen Energieerzeugung für die Umwelt werden dagegen bequem ausgeklammert, es handele sich hierbei um die umweltfreundlichere Alternative. Wie einfach man doch alles lösen kann, wenn man jenseits von wissenschaftlichem Konsens argumentiert. Eine der Grundlagen der AfD-Politik ist die Vorherrschaft der fossilen Brennstoffe in unserem alltäglichen Leben und der Wirtschaft. Hand in Hand mit ihren Geldgebern aus der Öl-Industrie schaffen sie eine Welt, in der es keine Alternative zu Benzin, Kohlekraftwerken und Co. gibt. Das Ende vom Lied wird ein „fossiler Faschismus“ sein – eine Welt die von Öl-Konglomeraten und ihren Laufburschen regiert wird. Dieser Kurs ist vergleichbar mit dem der amerikanischen Rechten und Rechtsextremen der Republikaner.

Anders sieht die Situation in Frankreich aus.

Im Gegensatz zur klimaskeptischen Haltung der AfD und der amerikanischen Republikaner, möchte sich der RN (Rassemblement Nationale) als „Ecooptimiste“ (Öko-Optimisten) definieren. Dem Fakt des menschengemachten Klimawandels wird entgegengeblickt mit Optimismus und Investitionen in erneuerbare Energien, E-Autos etc. Nach systematischen Lösungen sucht man allerdings immer noch vergeblich. Stattdessen wird Klimaschutz zum Werkzeug rechter Politik:

Die rechts(extreme) Partei Rassemblement Nationale, geführt von Marine Le Pen, propagiert eine sogenannte „nouvelle écologie“ (deutsch: „neue Ökologie“), die auf Patriotismus und „realistischen Lösungen“ beruhe: Entsolidarisierung, eingeschränkte Migration und lokale (Re-)Industrialisierung.

„Wenn wir es schaffen, genug Leute loszuwerden, dann kann unser Lebensstil nachhaltiger sein“ 

Das schrieb der Massenmörder Patrick Wood Crusius in sein Manifesto, bevor er das Feuer auf „mexikanisch-aussehende“ Zivilist*innen in einem Einkaufszentrum in der texanischen Grenzstadt El-Paso eröffnete. Er tötete 23 Menschen und verletzte 23 weitere.  Sein Manifesto nannte er „An inconvenient Truth“ genannt, in Anlehnung an die bahnbrechende, Oscar-gewinnende Doku über den Klimawandel des Präsidentschaftskandidaten Al Gores. 

Cruisus glaubte an das sogenannte „Great Replacement“: Eine Verschwörungstheorie die besagt, dass weiße US-Amerikaner durch illegale lateinamerikanische Einwanderer ersetzt werden sollen. Er erkannte an, dass die Umweltzerstörunge ein riesiges Problem für kommende Generationen sein würde. Seine „Lösung“: Die Menschen des globalen Südens sollen dafür den Preis zahlen und ausgelöscht werden.  

Dieser Gedanke ist in bestimmten Kreisen sehr wohl salonfähig. Viele sind der Meinung, dass die Bevölkerungsexplosion in Südamerika, Afrika und Asien der Hauptgrund für die Umwelt- und Klimakrise ist. Das oberste Ziel soll die Erhaltung unseres westlichen, fossilen Lebensstils sein, das Wohlbefinden der Menschen des globalen Südens wird in dieser Gleichung ausgeklammert. Im Namen der Erhaltung der Ökosysteme, der Umwelt und des Klimas wird gegen MigrantInnen und AusländerInnen gehetzt. Ihre Menschlichkeit wird in Frage gestellt. Um den Bogen zum Nationalsozialismus zu spannen: Die Überbevölkerung „niederer Rassen“ bedrohe die Reinheit der Natur (und jetzt die Gesundheit des Klimas). 

Rechtsextreme Argumentationen erkennen und entlarven – die Bedeutung der Klimagerechtigkeit

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Realität des Klimawandels die mehrheitlich fossil-orientierte, klimawandel-leugnende Ideologie der Rechtsextremen zu einem Ökofaschismus umschwenken lässt, der den Klimawandel für seine Zwecke instrumentalisiert. Deshalb ein paar Grundsätze zur Verinnerlichung, falls man auf rechtsextreme Argumente trifft: 

Klimagerechtigkeit bedeutet, dass wir anerkennen, wie unser konsum- und fossilorientierter Lebensstil sowohl unsere eigene Lebensgrundlage als auch die aller anderen Menschen bedroht. Am Ende des Tages sitzen wir doch alle im selben Boot. Im Angesicht der Schwierigkeiten, die auf uns zukommen, werden völkische Märchen, rassistische Narrative und Scheinargumente uns nicht retten. Wir müssen uns gegen diese „Argumente“ wappnen.

Leandro Condjo